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Elberfelder Bibel
Jakobs Flucht aus Haran – Übereinkunft mit Laban
1 Und er hörte die Reden der Söhne Labans, die sagten: Jakob hat alles an sich genommen, was unserem Vater gehörte; und von dem, was unserem Vater gehört, hat er sich all diesen Reichtum verschafft.
2 Und Jakob sah das Gesicht Labans, und siehe, es[1]so mit SamPent; Mas. T. : er war ihm gegenüber nicht wie früher[2]w. wie gestern {und} vorgestern.
3 Und der Herr sprach zu Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft! Ich werde mit dir sein.
4 Da sandte Jakob hin und rief Rahel und Lea aufs Feld zu seinen Tieren.
5 Und er sagte zu ihnen: Ich sehe das Gesicht eures Vaters, dass es[1]so mit SamPent; Mas. T. : er zu mir nicht wie früher[2]w. wie gestern {und} vorgestern ist; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen.
6 Ihr selbst wisst[3]o. erkennt ja, dass ich mit all meiner Kraft eurem Vater gedient habe.
7 Und euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, mir Böses zu tun.
8 Wenn er so sagte: Die Gesprenkelten sollen dein Lohn sein, dann gebaren alle Tiere Gesprenkelte; und wenn er so sagte: Die Gestreiften sollen dein Lohn sein, dann gebaren alle Tiere Gestreifte.
9 Und Gott hat eurem Vater das Vieh entzogen und mir gegeben.
10 Und es geschah zur Brunstzeit der Tiere, da erhob ich meine Augen und sah im Traum; und siehe, die Böcke, die die Tiere besprangen, waren gestreift, gesprenkelt und scheckig.
11 Und der Engel Gottes sprach im Traum zu mir: Jakob! Und ich sagte: Hier bin ich!
12 Und er sprach: Erheb doch deine Augen und sieh: Alle Böcke, die die Tiere bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und scheckig; denn ich habe alles gesehen, was Laban dir antut.
13 Ich bin der Gott von Bethel, wo du einen Gedenkstein gesalbt, wo du mir ein Gelübde abgelegt hast. Mache dich jetzt auf, zieh aus diesem Land und kehre zurück in das Land deiner Verwandtschaft!
14 Da antworteten Rahel und Lea und sagten zu ihm: Haben wir noch einen Anteil und ein Erbe im Haus unseres Vaters?
15 Haben wir ihm nicht als Fremde gegolten? Denn er hat uns verkauft und hat sogar unseren {Kauf} preis[4]w. unser Silber völlig verzehrt.
16 Denn aller Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, uns gehört er und unseren Kindern. So tu nun alles, was Gott zu dir gesagt hat!
17 Da machte Jakob sich auf und hob seine Kinder und seine Frauen auf die Kamele
18 und trieb all sein Vieh weg und all seine Habe, die er erworben, das Vieh seines Eigentums, das er in Paddan-Aram[5]s. Anm. zu Kap.25,20 erworben hatte, um zu seinem Vater Isaak in das Land Kanaan zu kommen.
19 Laban aber war gegangen, um seine Schafe zu scheren; da stahl Rahel den Terafim[6]d. i. den Hausgötzen, der ihrem Vater gehörte.
20 Und Jakob täuschte Laban, den Aramäer[7]w. stahl das Herz des Aramäers, weil er ihm nicht mitteilte, dass er fliehen wollte.
21 Und er floh, er und alles, was er hatte; und er machte sich auf und setzte über den Strom[8]d. i. der Euphrat und richtete sein Gesicht auf das Gebirge Gilead.
22 Am dritten Tag aber wurde dem Laban berichtet, dass Jakob geflohen sei.
23 Da nahm er seine Brüder mit sich und jagte ihm sieben Tagereisen weit nach und holte ihn auf dem Gebirge Gilead ein.
24 Gott aber kam zu Laban, dem Aramäer, in einem Traum der Nacht und sprach zu ihm: Nimm dich in Acht, dass du mit Jakob weder Gutes noch Böses[1]w. vom Guten bis zum Bösen redest!
25 Und Laban erreichte Jakob, als Jakob sein Zelt auf dem Gebirge aufgeschlagen hatte; und {auch} Laban schlug es mit seinen Brüdern auf dem Gebirge Gilead auf.
26 Und Laban sagte zu Jakob: Was hast du getan, dass du mich getäuscht[2]w. mein Herz gestohlen und meine Töchter wie Kriegsgefangene weggeführt hast?
27 Warum bist du heimlich geflohen und hast mich getäuscht[3]w. bestohlen und hast es mir nicht mitgeteilt? Ich hätte dich ja begleitet mit Freude und mit Gesängen, mit Tamburin und Zither!
28 Und du hast mich nicht {einmal} meine Söhne[4]Gemeint sind die Enkel. und meine Töchter küssen lassen! Nun, du hast töricht gehandelt.
29 Es stünde in der Macht meiner Hand, übel mit euch zu verfahren. Aber der Gott eures Vaters hat gestern Nacht zu mir geredet und gesagt: Nimm dich in Acht, mit Jakob Gutes oder Böses[1]w. vom Guten bis zum Bösen zu reden!
30 Nun denn – du bist nun einmal weggegangen, weil du dich so sehr nach dem Haus deines Vaters sehntest. Warum {aber} hast du meinen Gott gestohlen?
31 Da antwortete Jakob und sagte zu Laban: Ja, ich fürchtete mich; denn ich sagte {mir} , du würdest deine Töchter von mir reißen.
32 {Doch} bei wem du deinen Gott findest, der soll nicht am Leben bleiben. Untersuche {hier} vor unseren Brüdern, was bei mir ist, und nimm es dir! Jakob aber wusste[5]o. erkannte nicht, dass Rahel ihn gestohlen hatte.
33 Da ging Laban in das Zelt Jakobs und in das Zelt Leas und in das Zelt der beiden Mägde und fand nichts; und er kam aus Leas Zelt und ging in das Zelt Rahels.
34 Rahel aber hatte den Terafim[6]d. i. den Hausgötzen genommen und ihn in den Kamelsattel gelegt und sich daraufgesetzt. Und Laban tastete das ganze Zelt ab und fand nichts.
35 Da sagte sie zu ihrem Vater: Mein Herr, zürne nicht[7]w. es werde nicht heiß in den Augen meines Herrn, dass ich nicht vor dir aufstehen kann; denn es {geht} mir nach der Weise der Frauen. Und er durchsuchte {alles} und fand den Terafim nicht.
36 Da wurde Jakob zornig und stritt mit Laban. Und Jakob antwortete und sagte zu Laban: Was ist mein Verbrechen, was meine Sünde, dass du so hitzig hinter mir her bist?
37 Da du all meine Sachen durchtastet hast, was hast du gefunden von allen Sachen deines Hauses? Lege es hierher vor meine Brüder und deine Brüder, sie sollen zwischen uns beiden entscheiden!
38 Zwanzig Jahre bin ich nun bei dir gewesen; deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nicht fehlgeboren, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen.
39 Das Zerrissene habe ich nicht zu dir gebracht, ich habe es ersetzen müssen; von meiner Hand hast du es gefordert, mochte es gestohlen sein bei Tag, mochte es gestohlen sein bei Nacht.
40 {So} erging es mir: Am Tag verzehrte mich die Hitze und der Frost in der Nacht, und mein Schlaf floh von meinen Augen.
41 Zwanzig Jahre bin ich nun in deinem Haus gewesen; vierzehn Jahre habe ich dir für deine beiden Töchter gedient und sechs Jahre für deine Herde, und du hast meinen Lohn zehnmal verändert.
42 Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und der Schrecken Isaaks für mich gewesen wäre, gewiss, du hättest mich jetzt mit leeren Händen entlassen. Mein Elend und die Arbeit meiner Hände hat Gott angesehen und hat gestern Nacht entschieden.
43 Da antwortete Laban und sagte zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter, und die Söhne[4]Gemeint sind die Enkel. sind meine Söhne, und die Tiere sind meine Tiere, und alles, was du {hier} siehst, mir gehört es! Aber meinen Töchtern {gegenüber} , was könnte ich ihnen heute tun, oder ihren Söhnen, die sie geboren haben?
44 Und nun komm, lass uns einen Bund schließen, ich und du, der sei zum Zeugnis zwischen mir und dir!
45 Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Gedenkstein auf.
46 Und Jakob[1]Die alte lat. Üs. liest: Laban; vgl. V.51 sagte zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Da nahmen sie Steine und machten {daraus} einen Haufen und aßen dort auf dem Haufen.
47 Und Laban nannte ihn Jegar-Sahaduta[2]d. h. {Stein} haufen des Zeugen (aramäische Form), und Jakob nannte ihn Gal-Ed[3]d. h. {Stein} haufen des Zeugen (hebr. Form).
48 Und Laban sagte: Dieser Haufen sei heute Zeuge zwischen mir und dir! Darum gab man ihm den Namen Gal-Ed
49 und Mizpa[4]d. h. Warte, weil er sagte: Der Herr halte Wache zwischen mir und dir, wenn wir uns nicht mehr sehen[5]w. wenn einer vor dem anderen verborgen ist!
50 Wenn du meine Töchter unterdrücken[6]o. demütigen; wie Kap.16,6 und wenn du {noch andere} Frauen zu meinen Töchtern hinzunehmen solltest – kein Mensch ist bei uns, siehe, Gott ist Zeuge zwischen mir und dir.
51 Und Laban sagte zu Jakob: Siehe, dieser Haufen, und siehe, der Gedenkstein, den ich errichtet habe zwischen mir und dir,
52 dieser Haufen sei Zeuge und der Gedenkstein ein Zeugnis, dass ich nicht über diesen Haufen zu dir hinausgehe und dass du über diesen Haufen und diesen Gedenkstein nicht zu mir hinausgehst zum Bösen.
53 Der Gott Abrahams und der Gott Nahors soll[7]o. sollen zwischen uns richten, der Gott ihres Vaters! Da schwor Jakob bei dem Schrecken seines Vaters Isaak.
54 Und Jakob opferte ein Schlachtopfer auf dem Berg und lud seine Brüder ein zu essen; und sie aßen[8]w. Brot zu essen; und sie aßen Brot und übernachteten auf dem Berg.
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen