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Elberfelder Bibel
Hesekiel als Wächter und Tröster: Die Freiheit zur Umkehr
1 Und das Wort des Herrn geschah zu mir so:
2 Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes, und sage zu ihnen: Wenn ich das Schwert über ein Land bringe, und das Volk des Landes nimmt einen Mann aus seiner Gesamtheit und setzt ihn sich als Wächter ein,
3 und er sieht das Schwert über das Land kommen und stößt ins Horn und warnt das Volk,
4 wenn {dann} einer den Schall des Horns hört, sich aber nicht warnen lässt, und das Schwert kommt und rafft ihn weg: so wird sein Blut auf seinem Kopf bleiben.
5 Er hat den Schall des Horns gehört, hat sich aber nicht warnen lassen; sein Blut wird auf ihm bleiben. Doch hat er sich warnen lassen, so hat er seine Seele gerettet.
6 Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht, und er stößt nicht ins Horn, und das Volk wird nicht gewarnt, und das Schwert kommt und rafft von ihnen eine Seele weg: so wird dieser um seiner Schuld willen weggerafft; aber sein Blut werde ich von der Hand des Wächters fordern.
7 Dich nun, Menschensohn, habe ich als Wächter für das Haus Israel eingesetzt. Du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie vor mir warnen.
8 Wenn ich zu dem Gottlosen sage: »Du Gottloser, du musst sterben!«, du aber redest nicht, um den Gottlosen vor seinem Weg zu warnen; so wird er, der Gottlose, um seiner Schuld willen sterben; aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.
9 Wenn du jedoch den Gottlosen vor seinem Weg warnst, damit er von ihm umkehrt, er aber von seinem Weg nicht umkehrt, so wird er um seiner Schuld willen sterben; du aber hast deine Seele gerettet.
10 Und du, Menschensohn, sage zum Haus Israel: So sprecht ihr und sagt: Unsere Vergehen und unsere Sünden sind auf uns, und in ihnen schwinden wir dahin. Wie könnten wir leben?
11 Sage zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, Herr[2]w. ist der Ausspruch des Herrn, Herrn: Wenn ich Gefallen habe am Tod des Gottlosen[4]Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde. Der Schwur meint: Niemals habe ich Gefallen am Tod des Gottlosen.! Wenn nicht vielmehr daran, dass der Gottlose von seinem Weg umkehrt und lebt[4]Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde. Der Schwur meint: Niemals habe ich Gefallen am Tod des Gottlosen.! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Ja, warum wollt ihr sterben, Haus Israel?
12 Und du, Menschensohn, sage zu den Söhnen deines Volkes: Die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht retten am Tag seines Vergehens; und die Gottlosigkeit des Gottlosen – er wird durch sie nicht stürzen an dem Tag, da er von seiner Gottlosigkeit umkehrt. Und {die Gerechtigkeit des} Gerechten – er wird durch sie nicht leben können an dem Tag, da er sündigt.
13 Wenn ich dem Gerechten sage: »Leben soll er!«, und er verlässt sich auf seine Gerechtigkeit und tut Unrecht, so wird all seiner gerechten Taten[1]w. Gerechtigkeiten nicht gedacht werden, sondern um seines Unrechts willen, das er getan hat, deswegen wird er sterben.
14 Wenn ich aber zum Gottlosen sage: »Sterben musst du!«, und er kehrt von seiner Sünde um und übt Recht und Gerechtigkeit,
15 {sodass} der Gottlose das Pfand zurückgibt, Geraubtes erstattet, in den Ordnungen, {die} zum Leben {führen} , lebt[2]w. geht, ohne Unrecht zu tun, so soll er am Leben bleiben, er soll nicht sterben.
16 All seiner Sünden, die er begangen hat, soll ihm nicht gedacht werden; Recht und Gerechtigkeit hat er geübt; er soll am Leben bleiben.
17 Und die Söhne deines Volkes sagen: Der Weg des Herrn ist nicht recht, wo doch ihr eigener Weg nicht recht ist.
18 Wenn der Gerechte von seiner Gerechtigkeit umkehrt und Unrecht tut, so wird er deswegen sterben.
19 Und wenn der Gottlose von seiner Gottlosigkeit umkehrt und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er um ihretwillen leben.
20 Ihr aber sagt: Der Weg des Herrn ist nicht recht. Ich werde euch richten, jeden nach seinen Wegen, Haus Israel.
Nachricht vom Fall Jerusalems
21 Und es geschah im zwölften Jahr unserer Wegführung, im zehnten {Monat} , am Fünften des Monats, da kam ein Entkommener aus Jerusalem zu mir und sagte: Die Stadt ist geschlagen!
22 Und die Hand des Herrn war am Abend über mich gekommen vor der Ankunft des Entkommenen, und er[3]d. h. der Herr hatte meinen Mund geöffnet auf {den Augenblick} hin, als jener am Morgen zu mir hereinkam. So wurde mein Mund {wieder} geöffnet, und ich war nicht mehr stumm.
Keine Bereitschaft zur Umkehr – in Jerusalem wie in Babel
23 Und das Wort des Herrn geschah zu mir so:
24 Menschensohn, die Bewohner jener Trümmerstätten im Land Israel sagen: Abraham war ein Einzelner, und er nahm das Land in Besitz; wir aber sind viele, uns ist das Land {erst recht} zum Besitz gegeben!
25 Darum sage zu ihnen: So spricht der Herr, Herr: Ihr esst {euer Opferfleisch} mit dem Blut und erhebt eure Augen zu euren Götzen und vergießt Blut! Da solltet ihr das Land besitzen?
26 Ihr verlasst euch[4]w. Ihr stellt euch auf euer Schwert, verübt Gräuel und macht ein jeder die Frau seines Nächsten unrein! Da solltet ihr das Land besitzen?
27 So sollst du zu ihnen sagen: So spricht der Herr, Herr: So wahr ich lebe, wenn nicht {alle, } die in den Trümmerstätten {leben, } durchs Schwert fallen[5]Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde., und {wenn ich nicht jeden, } der auf dem freien Feld ist, den wilden Tieren hingebe, dass sie ihn fressen[5]Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde.; und {wenn nicht} die, die in den Festungen und in den Höhlen sind, an der Pest sterben[5]Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde.!
28 Und ich mache das Land zur Öde und zum Grausen, und der Stolz seiner Macht[6]o. der Stolz eures Schutzes; d. h. der Schutz, auf den ihr stolz seid wird ein Ende haben; und die Berge Israels werden wüst daliegen, sodass niemand darüber hinwandert.
29 Und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich das Land zur Öde und zum Grausen mache wegen all ihrer Gräuel, die sie verübt haben.
30 Und du, Menschensohn, die Söhne deines Volkes reden über dich an den Wänden und in den Türen der Häuser; und einer redet mit dem anderen, jeder mit seinem Bruder, und sagt: Kommt doch und hört, was das für ein Wort ist, das vom Herrn ausgeht.
31 Und sie kommen zu dir, wie {eben} Volk zusammenkommt, und sitzen vor dir als mein Volk und hören deine Worte, aber sie tun sie nicht, denn Liebesverlangen ist in ihrem Mund[1]LXX und die syr. Üs. lesen: denn Lügen sind in ihrem Mund; {danach} handeln sie, ihr Herz läuft ihrem unrechten Gewinn nach.
32 Und siehe, du bist ihnen wie {einer, der} ein Liebeslied[2]w. ein Lied des Liebesverlangens {singt} , der eine schöne Stimme hat und gut zu spielen versteht; und sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht.
33 Wenn es aber kommt – siehe, es kommt! –, so werden sie erkennen, dass ein Prophet in ihrer Mitte war.
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen