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Elberfelder Bibel

Klage des Propheten über sein und des Volkes Elend – Anerkenntnis der Treue Gottes – Aufruf zum Sündenbekenntnis – Bitte um Rettung und Vergeltung an den Feinden

1 [7]Das dritte Kap. ist wie die beiden ersten ein Akrostichon, nur mit dem Unterschied, dass hier zusätzlich jede Strophenzeile mit dem Anfangsbuchstaben der Strophe beginnt.Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes.

2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht.

3 Nur[8]o. Fürwahr; o. Ja gegen mich wendet er immer wieder seine Hand, jeden Tag.

4 Verfallen ließ er mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Knochen,

5 umbaute und umgab mich mit Gift und Mühsal.

6 Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit[9]Das kann bedeuten: gleich den längst Verstorbenen, o. gleich den {für} ewig Toten.

7 Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten[10]w. er machte meine Bronze schwer.

8 Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief, verschloss er {sein Ohr vor} meinem Gebet.

9 Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen, kehrte meine Pfade um[11]d. h. er hat meine Pfade ungangbar gemacht, o. er ließ mich krumme Wege gehen.

10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck.

11 Er ließ mich vom Weg abirren[12]o. versperrte mir den Weg mit Dornen, zerfleischte mich[13]Eine griech. Üs. liest: und er lähmte mich und machte mich menschenleer[14]o. öde.

12 Er spannte seinen Bogen[1]w. Er trat seinen Bogen; d. h. um ihn zu krümmen und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil.

13 Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers.

14 Ich wurde meinem ganzen Volk[2]d. h. den Bewohnern von Jerusalem; viele hebr. Handschr. und 4 Handschr. von LXX überliefern: allen Völkern zum Gelächter, ihr Spottlied {bin ich} jeden Tag.

15 Er sättigte mich mit bitteren Kräutern und tränkte mich mit Wermut.

16 Und er ließ auf Kies meine Zähne beißen[3]w. sich zerreiben, er trat mich nieder in den Staub.

17 Du verstießest[4]LXX: Er verstieß; Vulg. und die syr. Üs. : Es ist verstoßen meine Seele aus dem Frieden[5]o. aus dem Wohlergehen, ich habe vergessen, was Glück[6]o. Gutes ist.

18 Und ich sagte: Verloren ist mein Glanz[7]Andere üs. mit Textänderung: Vertrauen und meine Hoffnung auf den Herrn[8]o. und meine Hoffnung ist fern von dem Herrn.

19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit zu denken, {bedeutet} Wermut und Gift!

20 {Und doch} denkt und denkt meine Seele daran und ist niedergedrückt in mir.

21 {Doch} dies will ich mir in den Sinn zurückrufen, darauf[9]o. deshalb will ich hoffen:

22 Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende[10]so mit einer hebr. Handschr. , der syr. und aram. Üs. ; Mas. T. : Die Gnadenerweise des Herrn {sind es} , dass wir nicht zu Ende sind, ja, sein Erbarmen hört nicht auf,

23 es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue.

24 Mein Anteil[11]w. Losanteil. – Der Begriff wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Verlosung des Landes durch Josua verwendet und steht dann allgemein für den Landbesitz der Stämme und des Einzelnen. ist der Herr, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.

25 Gut ist der Herr zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt.

26 Es ist gut, dass man schweigend hofft[12]w. dass man hofft, und zwar schweigend, auf die Rettung des Herrn.

27 Gut ist es für den Mann, wenn er ein Joch in seiner Jugend trägt.

28 Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt.

29 Er lege seinen Mund in den Staub[13]d. h. er schweige, vielleicht gibt es Hoffnung.

30 Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, sättige sich an Schmach.

31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr,

32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise.

33 Denn nicht von Herzen demütigt[14]o. erniedrigt und betrübt er die Menschenkinder.

34 Dass man alle Gefangenen des Landes unter seinen Füßen zertritt,

35 dass man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten,

36 dass man einen Menschen irreführt in seinem Rechtsstreit – sollte der Herr es nicht sehen?

37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – {und} der Herr hat es nicht geboten?

38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor?

39 Was beklagt sich der Mensch, der {noch} am Leben ist[15]d. h. vom Unglück nicht tödlich getroffen wurde, {was beklagt sich} der Mann über seine Sündenstrafe?[16]o. {er werde} Herr über seine Sünden

40 Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem Herrn!

41 Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben[17]Andere üs. mit veränderter Vokalisierung: Lasst uns unsere Herzen, nicht unsere Hände erheben zu Gott im Himmel!

42 Wir, wir haben die Treue gebrochen und sind widerspenstig gewesen; du {aber} , du hast nicht vergeben.

43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast uns umgebracht ohne Mitleid.

44 Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang.

45 Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht mitten unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde reißen ihren Mund über uns auf.

47 Grauen und Grube sind uns zuteilgeworden, Untergang und Zusammenbruch.

48 Wasserbäche lässt mein Auge fließen[1]w. In Wasserbächen geht mein Auge nieder wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes.

49 Mein Auge ergießt sich und kommt nicht zur Ruhe, {tränt} unaufhörlich,

50 bis der Herr vom Himmel herunterschaut und hinsieht.

51 Mein Auge schmerzt mich[2]w. Mein Auge tut meiner Seele weh wegen all der Töchter meiner Stadt.

52 Wie einen Vogel jagten und jagten mich {jene} , die grundlos meine Feinde sind.

53 Sie stürzten mein Leben in die Grube[3]o. Sie brachten in der Grube mein Leben zum Schweigen und warfen Steine auf mich.

54 Wasser strömte über mein Haupt. Ich sagte {mir} : Ich bin {vom Leben} abgeschnitten!

55 Da rief ich deinen Namen an, Herr, aus der Grube tief unten.

56 Du hast meine Stimme gehört. Verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien[4]so mit LXX; Mas. T. : Verbirg dein Ohr nicht – zu meiner Erleichterung – vor meinem Schreien!!

57 Du nahtest an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!

58 Du hast, Herr, meinen Rechtsstreit geführt[5]w. Du strittest, Herr, die Rechtsstreite meiner Seele, hast mein Leben erlöst.

59 Du, Herr, hast meine Entrechtung[6]o. Unterdrückung gesehen. Verhilf mir zu meinem Recht[7]w. Entscheide (richte) mein Recht. – Andere üs. mit Textänderung: Du hast mir zu meinem Recht verholfen.!

60 Du hast gesehen all ihre Rachgier, alle ihre Pläne gegen mich.

61 Gehört hast du ihr Schmähen, Herr, alle ihre Pläne[8]Andere lesen mit Änderung eines Buchstabens: Verleumdungen gegen mich,

62 das Gerede derer, die gegen mich aufgetreten sind, und ihren Spott über mich den ganzen[9]o. jeden Tag.

63 Ihr Sitzen und ihr Aufstehen schau dir an! Ich bin ihr Spottlied.

64 Übe an ihnen Vergeltung, Herr, nach dem Werk ihrer Hände!

65 Gib ihnen Verblendung des Herzens[10]o. Du wirst an ihnen Vergeltung üben … Du wirst ihnen Verblendung … geben usw.! Dein Fluch komme über sie!

66 Jage ihnen nach im Zorn und rotte sie aus unter dem Himmel des Herrn!

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