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Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

SIEG ÜBER NIKANOR, FEST DES NIKANORTAGES: 14,1–15,39

Intrige des Hohepriesters Alkimus gegen sein eigenes Volk: 14,1–11

1 Drei Jahre später erfuhren die Leute des Judas, dass Demetrius, der Sohn des Seleukus, mit starken Truppen und einer Flotte im Hafen von Tripolis gelandet sei.

2 Antiochus und dessen Vormund Lysias habe er aus dem Weg räumen lassen und das Land in seine Gewalt gebracht.

3 Damals lebte ein Mensch namens Alkimus; er war früher einmal Hohepriester gewesen, hatte sich aber schon vor der Zeit der Religionsvermischung freiwillig unrein gemacht. Wie er wohl wusste, hatte er sich dadurch in eine ausweglose Lage gebracht, sodass er nie wieder an den heiligen Altar treten konnte.

4 Darum kam er um das Jahr 151 zu König Demetrius und überreichte ihm einen goldenen Kranz mit einem Palmzweig, dazu Ölzweige, wie sie am Heiligtum nach dem Gesetz gebräuchlich sind. An diesem Tag unternahm er weiter nichts,

5 sondern wählte einen günstigen Zeitpunkt für sein wahnwitziges Vorhaben. Als Demetrius ihn vor seinen Rat laden ließ und ihn fragte, wie die Stimmung unter den Juden sei und welche Pläne sie hätten, sagte er:

6 Es gibt unter den Juden Leute, die sich Hasidäer nennen; sie stehen unter der Führung des Makkabäers Judas. Sie hetzen zu Krieg und Aufruhr und lassen das Reich nicht zur Ruhe kommen.

7 Dadurch wurde mir meine ehrenvolle Stellung geraubt, die mir aufgrund meiner Abstammung zukommt, ich spreche jetzt vom Amt des Hohepriesters. Nun bin ich hierhergekommen,

8 einmal weil ich der königlichen Sache aufrichtig ergeben bin, dann aber auch aus Sorge für meine Mitbürger. Denn der Unverstand der eben genannten Leute hat unser ganzes Volk in nicht geringes Elend gestürzt.

9 Wenn du, mein König, dir einen genauen Überblick über die Lage verschafft hast, dann sorge für das Land und für unser bedrängtes Volk; du bist ja gegen jedermann freundlich und wohlgesinnt.

10 Solange nämlich Judas noch lebt, kann es im Reich keinen Frieden geben.

11 Kaum hatte er das vorgebracht, da hetzten die anderen Vertrauten des Königs, die den Bestrebungen des Judas feindlich gegenüberstanden, Demetrius noch mehr auf.

Friedensschluss zwischen Nikanor und Judas: 14,12–25

12 Dieser berief sofort Nikanor, dem er das Kommando über die Elefanten gegeben hatte, und setzte ihn zum Befehlshaber über Judäa ein. Er sandte ihn aus

13 mit dem schriftlichen Auftrag, Judas zu beseitigen, seine Anhänger zu zerstreuen, Alkimus aber als Hohepriester über den allerhöchsten Tempel einzusetzen.

14 Dem Nikanor schlossen sich in Scharen die Heiden an, die vor Judas aus Judäa geflohen waren; denn sie glaubten, das Unglück und Missgeschick der Juden werde ihnen Glück bringen.

15 Als die Juden vom Anmarsch Nikanors erfuhren und hörten, dass zusammen mit ihm die Heiden anrückten, streuten sie sich Erde auf das Haupt und flehten Gott an, der sein Volk für ewige Zeiten geschaffen hat und sich immer sichtbar seines Erbteils annimmt.

16 Auf Beschluss ihres Anführers brachen sie sofort auf und trafen bei dem Dorf Dessau auf die Feinde.

17 Simeon, der Bruder des Judas, war zwar schon mit Nikanor zusammengestoßen und hatte sich langsam zurückziehen müssen, weil sein Gegner ihn völlig unvermutet überrascht hatte.

18 Aber Nikanor kam zu Ohren, wie tapfer die Männer des Judas seien und wie mutig sie für ihr Vaterland kämpften; darum wich er der Entscheidung in offener Schlacht aus.

19 Deshalb schickte er Posidonius, Theodotus und Mattatias, um Friedensverhandlungen aufzunehmen.

20 Nach langen Überlegungen legte der Anführer den Leuten seine Ansicht dar. Es zeigte sich, dass man einer Meinung war, und so billigte man die Verträge.

21 Man setzte einen Tag fest, an dem man sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einem bestimmten Ort treffen wollte. Von jeder Seite fuhr ein Wagen vor und man stellte Sitze auf.

22 Auf Anordnung des Judas hielten sich Bewaffnete in günstiger Stellung bereit, damit die Feinde nicht überraschend einen Anschlag verüben konnten. Doch die Unterredung verlief ohne Zwischenfälle.

23 Nikanor hielt sich in Jerusalem auf, ohne irgendwelchen Anstoß zu erregen; er entließ die Anhänger, die ihm scharenweise zugeströmt waren.

24 Auch hatte er Judas ständig um sich und war ihm herzlich zugetan.

25 Er redete ihm zu, er solle heiraten und eine Familie gründen. So heiratete Judas und es ging ihm gut und er freute sich seines Lebens.

Neue Intrige Alkimus’ gegen Judas: 14,26–27

26 Alkimus blieb nicht verborgen, dass die beiden einander wohlgesinnt waren. Er verschaffte sich die abgeschlossenen Verträge, begab sich zu Demetrius und hinterbrachte ihm, Nikanor handle dem Staatswohl zuwider: Er habe Judas, den Feind seines Reiches, zum Nachfolger bestimmt.

27 Der König war sehr aufgebracht und gereizt durch die Verleumdungen dieses abgefeimten Schurken. Er schrieb an Nikanor, dass er die Verträge für untragbar halte, und befahl ihm, den Makkabäer auf der Stelle gefesselt nach Antiochia zu schaffen.

Nikanors Kriegseröffnung und Gotteslästerung: 14,28–36

28 Nikanor geriet beim Empfang dieser Nachricht in große Bestürzung. Es war ihm sehr zuwider, die Vereinbarungen zu brechen; denn Judas hatte ja kein Unrecht getan.

29 Da er sich aber dem König nicht widersetzen konnte, wartete er auf eine günstige Gelegenheit, um seinen Auftrag mit Hilfe einer List ausführen zu können.

30 Doch der Makkabäer merkte, dass Nikanor ihm gegenüber immer abweisender wurde und dass seine gewohnte Freundlichkeit sich abkühlte. Er wusste, dass diese Schroffheit nichts Gutes bedeuten könne. Darum rief er eine Anzahl von seinen Leuten zusammen und versteckte sich mit ihnen vor Nikanor.

31 Als Nikanor dahinterkam, dass ihn der Mann geschickt überlistet hatte, begab er sich zum allerhöchsten, heiligen Tempel, gerade als die Priester die vorgeschriebenen Opfer darbrachten, und befahl ihnen, den Mann auszuliefern.

32 Als diese unter Eid versicherten, sie wüssten nicht, wo sich der Gesuchte zur Zeit aufhalte,

33 erhob er die rechte Hand gegen den Tempel und schwor: Wenn ihr mir Judas nicht gefesselt herausgebt, werde ich dieses Gotteshaus dem Erdboden gleichmachen, den Altar niederreißen und an seiner Stelle dem Dionysos einen herrlichen Tempel errichten.

34 Nach diesen Worten ging er weg. Die Priester erhoben ihre Hände zum Himmel und riefen zu dem, der immer unser Volk beschützt. Sie beteten:

35 Herr, du bist auf nichts angewiesen; dennoch hat es dir gefallen, einen Tempel bauen zu lassen, in dem du unter uns wohnst.

36 Nun, heiliger Herr, von dem alle Heiligung ausgeht, bewahre dieses Haus, das vor Kurzem erst entsühnt wurde, unbefleckt in Ewigkeit!

Unerhörte Heldentat eines Ältesten von Jerusalem: 14,37–46

37 Unter den Ältesten der Stadt Jerusalem gab es einen Mann namens Rasi. Er war seinen Mitbürgern freundlich zugetan, stand in hohem Ansehen und hieß wegen seiner Güte Vater der Juden. Dieser Mann wurde bei Nikanor angezeigt.

38 Er war nämlich schon in der Zeit der Religionsverfolgung wegen seines Judentums vor Gericht gekommen und hatte sich dafür bis zum Äußersten mit Leib und Leben eingesetzt.

39 Nikanor beschloss, seine Abneigung gegen die Juden sichtbar zu bekunden, und schickte über fünfhundert Soldaten aus, um ihn verhaften zu lassen.

40 Er glaubte nämlich, durch seine Festnahme den Juden einen schweren Schlag zu versetzen.

41 Schon waren die Truppen dabei, den Turm einzunehmen; sie versuchten, sich den Eingang durch das Hoftor mit Gewalt zu erzwingen, und riefen nach Feuer, um die Türen in Brand zu setzen. Rasi war von allen Seiten umzingelt. Da stürzte er sich in das Schwert;

42 denn er wollte lieber in Ehren sterben als den Verruchten in die Hände fallen und eine schimpfliche Behandlung erfahren, die seiner edlen Herkunft unwürdig war.

43 In der Hast aber hatte er sich nicht sofort tödlich getroffen; die Männer stürmten bereits durch die Türen herein. Da lief er mutig hinauf auf die Mauer und stürzte sich entschlossen auf die Menge hinab.

44 Weil diese sofort zurückwich, entstand ein freier Raum und er fiel mitten auf den leeren Platz.

45 Doch er lebte immer noch; in höchster Erregung erhob er sich, während das Blut in Strömen aus seinen schrecklichen Wunden schoss, lief durch die Menge hindurch und stellte sich auf einen steil abfallenden Felsen.

46 Fast schon verblutet, riss er sich die Eingeweide aus dem Leib, packte sie mit beiden Händen und schleuderte sie auf die Leute hinunter; dabei rief er den Herrn über Leben und Atem an, er möge sie ihm wiedergeben. So starb er.

Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

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Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

Alkimus bei König Demetrius (1 Makk 7,1-25)

1 Zwei Jahre danach erhielten Judas und seine Leute die Nachricht, dass Demetrius, der Sohn von König Seleukus, mit einer Flotte den Hafen von Tripolis angelaufen habe und mit starken Truppen an Land gegangen sei.

2 Er habe Antiochus und Lysias, der mit seiner Erziehung betraut war, getötet und die Herrschaft übernommen.

3 In Jerusalem lebte damals ein gewisser Alkimus. Er war früher einmal Oberster Priester gewesen, hatte dann jedoch, zu der Zeit, als die Gefolgschaft des Makkabäers untereinander gespalten war, eine Bluttat begangen, die ihn zur Führung des Amtes untauglich machte. Er wusste genau, dass seine Lage völlig aussichtslos war und dass die Juden ihm niemals gestatten würden, noch einmal an den heiligen Altar zu treten.

4 Deshalb begab er sich – es war im Jahr 151 der griechischen Herrschaft – zu König Demetrius und überbrachte ihm eine goldene Ehrenkrone, einen Palmzweig und dazu noch Ölbaumzweige, wie sie im Tempelgottesdienst verwendet werden. Über den eigentlichen Grund seines Kommens sagte er vorerst noch nichts.

5 Dann aber kam der günstige Augenblick, den er nutzen konnte, um seinen wahnwitzigen Plan voranzutreiben: Alkimus wurde von König Demetrius vor den Kronrat gerufen und gefragt, wie die Stimmung unter den Juden sei und was sie vorhätten. Alkimus sagte darauf:

6 »Unter den Juden gibt es Leute, die sogenannten Hasidäer, die unter der Führung des Makkabäers Judas ständig auf Krieg aus sind, Aufstände anzetteln und das Reich nicht zur Ruhe kommen lassen.

7 Sie sind auch schuld daran, dass ich gehindert werde, das hohe Amt auszuüben, das mir aufgrund meiner Abstammung zusteht: das Amt des Obersten Priesters. Deshalb bin ich jetzt hierhergekommen.

8 Es geht mir aufrichtig darum, dass die königlichen Interessen gewahrt werden, des Weiteren aber auch um das Wohl meiner Mitbürger. Der Unverstand der Leute, die ich eben nannte, richtet unser ganzes Volk zugrunde.

9 Mein König, lass die Sache in allen Einzelheiten untersuchen und dann kümmere dich um unser Land und unser bedrängtes Volk; deine Güte und Fürsorge gilt ja allen Menschen.

10 Solange Judas lebt, wird das Reich keinen Frieden haben. «

Demetrius schickt Nikanor nach Judäa (1 Makk 7,26-38)

11 Nach dieser Rede von Alkimus beeilten sich die Freunde des Königs, denen Judas gleichfalls verhasst war, König Demetrius noch weiter aufzuhetzen.

12 Der ernannte sofort Nikanor, den Obersten der Elefanten-Truppe, zum Befehlshaber von Judäa. Er schickte ihn los

13 mit dem Auftrag, Judas zu beseitigen, seine Anhänger zu zerstreuen, Alkimus aber als Obersten Priester des größten aller Tempel einzusetzen.

14 Alle die Fremden, die in Judäa gelebt hatten, aber vor Judas geflohen waren, schlossen sich Nikanor an. Sie dachten, das Unglück, das jetzt über die Juden hereinbreche, könne für sie nur Glück bedeuten.

Nikanor und Judas werden Freunde

15 Die Juden hörten, dass Nikanor im Anmarsch sei und dass zusammen mit ihm auch all die Fremden wieder anrückten. Daher streuten sie sich Erde auf den Kopf und flehten den Herrn um Hilfe an, der sein Volk geschaffen habe, damit es für immer bestehe, und der es immer wieder durch sein sichtbares Eingreifen beschützt habe.

16 Dann gab Judas, ihr Anführer, den Befehl zum Aufbruch. Sofort marschierten sie los und trafen bei dem Dorf Dessau auf die Feinde.

17 Simeon, der Bruder des Makkabäers, war schon vorher mit den Truppen Nikanors zusammengestoßen und dabei durch einen überraschenden Angriff der Gegner so verwirrt worden, dass er eine leichte Niederlage hatte hinnehmen müssen.

18 Trotzdem: Als Nikanor hörte, mit welcher Kühnheit und Entschlossenheit Judas und seine Männer für ihr Land und Volk zu kämpfen pflegten, verzichtete er lieber darauf, die Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen.

19 Er schickte Posidonius, Theodotus und Mattatias, um mit Judas einen Friedensvertrag auszuhandeln.

20 Die Sache wurde gründlich beraten. Nachdem Judas seinen Leuten gesagt hatte, worum es ging, und diese einhellig zugestimmt hatten, konnte der Vertrag geschlossen werden.

21 Ein Tag wurde festgesetzt, an dem Nikanor und Judas sich an einem bestimmten Ort unter vier Augen treffen sollten. Von jeder Seite kam ein Wagen herangefahren und Ehrensessel wurden bereitgestellt.

22 Judas hatte vorsichtshalber an günstigen Stellen kampfbereite Soldaten in Stellung gebracht für den Fall, dass die Feinde einen heimtückischen Überfall planten. Doch die Unterredung verlief ohne Zwischenfälle.

23 Nikanor hielt sich danach einige Zeit in Jerusalem auf und tat nichts, was bei den Juden hätte Anstoß erregen können. Die Verräter, die ihm in Scharen zugelaufen waren, schickte er sogar wieder nach Hause.

24 Judas hatte er ständig um sich und er schätzte und liebte ihn wie einen Freund.

25 Er riet ihm auch, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen. Das tat Judas und es ging ihm gut; er fing an, das Leben zu genießen.

Nikanors Sinnesänderung

26 Alkimus merkte, wie gut Nikanor und Judas sich verstanden. Er verschaffte sich daher eine Abschrift des Vertrages, den die beiden geschlossen hatten, ging damit zu Demetrius und machte ihm klar, dass Nikanor alles andere im Sinn habe, nur nicht die Wahrung der Interessen des Königs. Er habe Judas, diesen Feind des Reiches, zu seinem Nachfolger im Amt des Befehlshabers von Judäa bestimmt.

27 Der König glaubte den Verleumdungen des Erzschurken Alkimus. Außer sich vor Wut schrieb er Nikanor, dass er mit dem Vertrag ganz und gar nicht einverstanden sei, und befahl ihm, den Makkabäer auf der Stelle gefesselt nach Antiochia zu schaffen.

28 Als Nikanor diesen Brief erhielt, war er sehr betroffen und wusste nicht, was er tun sollte. Es war ihm zuwider, den Vertrag aufzukündigen, zumal doch der Mann, mit dem er ihn geschlossen hatte, sich gar nichts hatte zuschulden kommen lassen.

29 Andererseits konnte er aber den Befehl des Königs nicht unbeachtet lassen. So wartete er auf eine Gelegenheit, um mithilfe irgendeiner List den Auftrag des Königs durchzuführen.

30 Judas merkte, dass Nikanor ihn abweisender behandelte und von der gewohnten Freundlichkeit immer weniger zu spüren war. Er begriff, dass das nichts Gutes bedeuten könne. Daher sammelte er eine große Zahl seiner Leute um sich und ging erneut mit ihnen in den Untergrund.

31 Als Nikanor dahinterkam, dass Judas ihn überlistet hatte, ging er zum größten und heiligsten aller Tempel und forderte von den Priestern dort – sie waren gerade dabei, die vorgeschriebenen Opfer darzubringen –, sie sollten ihm Judas ausliefern.

32 Die aber beteuerten unter Eid, sie wüssten nicht, wo er sei.

33 Darauf streckte Nikanor seine rechte Hand gegen den Tempel aus und schwor: »Wenn ihr mir nicht Judas gefesselt ausliefert, werde ich diesen Tempel dem Erdboden gleichmachen, auch diesen Altar niederreißen und stattdessen hier einen prächtigen Tempel für den Gott Dionysos errichten!«

34 Mit diesen Worten ging er davon. Die Priester streckten ihre Hände zum Himmel aus und riefen zu dem, der noch zu aller Zeit unser Volk beschützt hat. Sie beteten:

35 »Herr, du brauchst wahrhaftig kein Haus, um darin zu wohnen, du bist auf nichts angewiesen; und doch hast du gewollt, dass hier ein Tempel entstehe, in dem du mitten unter uns gegenwärtig bist.

36 Herr, du allein bist heilig, erst vor Kurzem durften wir diesen Tempel neu einweihen; lass nicht zu, dass er jemals wieder geschändet wird!«

Rasis Freitod

37 Unter den Ältesten der Stadt Jerusalem gab es einen Mann namens Rasi. Er half seinen Mitbürgern, wo er nur konnte, und war von allen geachtet. Man nannte ihn liebevoll »Vater der Juden«. Dieser Rasi wurde bei Nikanor angezeigt.

38 Er hatte sich schon früher, zur Zeit der Glaubensverfolgung, durch sein entschiedenes und beharrliches Eintreten für den jüdischen Glauben hervorgetan und dabei Leib und Leben gewagt.

39 Um den Juden zu zeigen, wie sehr er sie hasste, schickte Nikanor mehr als 500 Soldaten los mit dem Auftrag, Rasi zu verhaften.

40 Er meinte, damit den Juden einen schweren Schlag versetzen zu können.

41 Die Soldaten versuchten, in Rasis Haus einzudringen, bemühten sich vergeblich, das Hoftor aufzubrechen, und beschlossen endlich, das Tor anzuzünden. Als Rasi sah, dass es für ihn kein Entrinnen mehr gab, stürzte er sich in sein Schwert.

42 Er wollte lieber in Ehren sterben als diesen Verbrechern in die Hände fallen und eine Behandlung über sich ergehen lassen, die seiner ganz und gar unwürdig war.

43 In der Hast aber hatte er sich nicht tödlich getroffen. Die Soldaten stürmten schon durch das Tor, da lief er oben auf die Mauer und stürzte sich unerschrocken in die Tiefe. Die vielen Menschen, die unten standen,

44 konnten noch schnell zurückweichen, sodass Rasi zwischen ihnen auf der Erde aufschlug.

45 Doch er lebte immer noch. In leidenschaftlicher innerer Erregung stand er auf, lief blutüberströmt und trotz seiner schweren Verletzungen durch die Menge und stellte sich auf einen hochragenden Felsen.

46 Dort riss er sich, inzwischen schon fast verblutet, die Eingeweide aus dem Leib, packte sie mit beiden Händen und schleuderte sie unter die Leute. Dabei rief er zu dem Herrn, der Macht über alles Leben hat, er möge sie ihm einst zurückgeben. So ging Rasi in den Tod.

Lutherbibel

Lutherbibel 2017

Nikanor zieht gegen die Juden (vgl. 1. Makk 7,1-7; 1. Makk 7,26)

1 Drei Jahre danach vernahmen Judas und seine Leute, dass Demetrius, der Sohn des Seleukus, im Hafen von Tripolis mit starker Heeresmacht und vielen Schiffen angekommen war

2 und das Land eingenommen und Antiochus samt seinem Vormund Lysias erschlagen hatte.

3 Alkimus aber, der vorher Hoherpriester gewesen war und zur Zeit des Widerstandes schmählich nachgegeben hatte, dachte nun, dass ihm sonst nichts helfen und er auch nicht wieder zum Amt des Hohenpriester kommen könnte.

4 So zog er im 151. Jahr zu König Demetrius, brachte ihm einen goldenen Kranz und einen Palmwedel und dazu Ölzweige, die im Tempel gebräuchlich waren. An diesem Tag verhielt er sich ruhig.

5 Er fand aber eine günstige Gelegenheit für seine Ruchlosigkeit, als ihn Demetrius vor den Kronrat fordern und fragen ließ, wie es bei den Juden stünde und was sie vorhätten. Da antwortete er:

6 Die unter den Juden, die sich Hasidäer nennen und die Judas Makkabäus anführt, halten Krieg und Aufruhr immer in Gang und lassen deinem Reich keinen Frieden.

7 Dieser hat auch mir meine ererbte Würde, nämlich das Amt des Hohenpriester, geraubt. Darum bin ich hierher gekommen:

8 zum Ersten, weil ich mich dem König aufrichtig verpflichtet weiß; zum andern, weil ich auch um meine Landsleute Sorge habe. Denn durch ihre Unvernunft wird unser ganzes Volk ins Unglück stürzen.

9 Darum wolle der König, weil er dies alles erkannt hat, nach seiner entgegenkommenden Freundlichkeit zu jedermann unserm Lande und unserm bedrängten Volk in dieser Sache raten und helfen.

10 Denn solange Judas lebt, ist es nicht möglich, dass Friede im Lande wird.

11 Als er das gesagt hatte, hetzten auch die andern Freunde des Königs, die dem Judas feindlich gesinnt waren, Demetrius gegen ihn auf.

12 Sogleich rief er Nikanor, den Hauptmann über die Elefanten, zu sich und machte ihn zum Befehlshaber über Judäa und sandte ihn aus

13 und befahl ihm, Judas umzubringen, seine Leute zu zerstreuen und Alkimus zum Hohenpriester des erhabenen Tempels einzusetzen.

14 Da schlugen sich alle die scharenweise auf Nikanors Seite, die als Heiden vor Judas aus Judäa geflüchtet waren. Sie hofften, das Unglück der Juden werde ihr Glück sein.

Nikanor und Judas einigen sich (vgl. 1. Makk 7,27-29)

15 Als nun die Juden hörten, dass Nikanor heranzog und die Heiden ihn unterstützten, bestreuten sie sich mit Staub und riefen Gott an, der sein Volk auf ewig eingesetzt hat und seinem Erbteil immer durch sein Erscheinen hilft.

16 Als nun der Anführer Befehl gab, machten sie sich sogleich auf und stießen auf die Feinde beim Dorf Dessau.

17 Simon aber, der Bruder des Judas, war schon auf Nikanor getroffen und wäre fast geschlagen worden, weil ihn die Feinde angriffen, ehe er ihrer gewahr wurde.

18 Doch als Nikanor hörte, dass Judas so kühne Leute bei sich hatte, die Leib und Gut getrost für ihr Vaterland wagten, fürchtete er sich und wollte keine Schlacht mit ihnen schlagen,

19 sondern sandte Posidonius, Theodotus und Mattatias zu ihm, um Frieden zu schließen.

20 Als man nun lange darüber beraten und der Anführer dem Kriegsvolk die Sache vorgetragen hatte und sie in der Sache einig wurden, willigten sie in den Vertrag ein

21 und bestimmten einen Tag, an dem die beiden allein zusammenkommen sollten. Als nun der Tag kam, stellte man für jeden einen Stuhl auf.

22 Und Judas verteilte einige Bewaffnete auf günstige Plätze, falls die Feinde doch unerwartet eine Falle stellen würden. Doch kamen sie zu voller Übereinstimmung.

23 Nikanor blieb eine Zeit lang in Jerusalem und unternahm nichts Unrechtes gegen sie und entließ die zusammengeströmten Scharen.

24 Und er hatte den Judas allezeit bei sich und behandelte ihn freundlich,

25 ermahnte ihn auch, dass er eine Frau nehmen und Kinder zeugen sollte. So nahm denn Judas eine Frau und hatte guten Frieden und genoss das Leben.

Nikanor geht gegen Judas Makkabäus vor (vgl. 1. Makk 7,29-38)

26 Als nun Alkimus sah, dass diese beiden miteinander eins waren, nahm er den Vertrag, ging zu Demetrius und verklagte den Nikanor, er wäre untreu geworden. Denn er hätte den Judas, einen Feind des Reiches, zu seinem Nachfolger als Hohenpriester eingesetzt.

27 Da wurde der König durch die Lüge des Verleumders sehr erregt und zornig und schrieb an Nikanor, es gefiele ihm gar nicht, dass er Frieden mit den Juden geschlossen hätte, und gebot ihm, er sollte eilends Makkabäus gefangen nehmen und nach Antiochia schicken.

28 Als nun dieser Befehl Nikanor erreichte, wurde er bestürzt und unwillig, dass er den Vertrag brechen sollte, obwohl doch Judas nichts verschuldet hatte.

29 Aber weil er nicht gegen den König zu handeln wagte, wartete er auf eine Gelegenheit, ihn mit List zu fangen.

30 Aber Makkabäus merkte, dass er sich unfreundlicher gegen ihn verhielt und ihm nicht mehr so herzlich begegnete, und erkannte, dass sein abweisendes Wesen nichts Gutes bedeutete, und nahm einige von seinen Leuten zu sich und verbarg sich vor Nikanor.

31 Als nun Nikanor sah, dass ihn Makkabäus geschickt überlistet hatte, ging er hinauf zu dem erhabenen und heiligen Tempel und befahl den Priestern, die die gebotenen Opfer darbrachten, sie sollten ihm den Mann herausgeben.

32 Als sie aber hoch und heilig schworen, sie wüssten nicht, wo er wäre,

33 streckte er seine rechte Hand gegen den Tempel aus und schwor: Wenn ihr mir den Judas nicht gefesselt herausgebt, will ich dies Gotteshaus dem Erdboden gleichmachen und den Altar umreißen und dem Dionysos einen prächtigen Tempel errichten.

34 Und als er das gesagt hatte, ging er davon. Die Priester aber hoben ihre Hände empor zum Himmel und riefen den an, der allezeit unser Volk beschützt hat, und sprachen:

35 Du, Herr, bedarfst keiner Dinge. Dennoch hat es dir wohlgefallen, dass dein Tempel, in dem du wohnst, unter uns ist.

36 Darum, heiliger Herr, der du allein heilig machst, bewahre fortan dein Haus, das wir vor Kurzem neu geweiht haben, damit es nicht wieder unrein werde.

Der Tod des Rasi

37 Es wurde aber Nikanor angezeigt, dass ein Ältester von Jerusalem mit Namen Rasi ein Mann wäre, der seine Mitbürger liebte, in hohem Ansehen stand und wegen seiner aufrechten Gesinnung »Vater der Juden« genannt wurde.

38 Auch war er früher in der Zeit des Widerstandes wegen seines jüdischen Glaubens verklagt worden und hatte dafür beharrlich Leib und Leben gewagt.

39 Als nun Nikanor zeigen wollte, wie bitter feind er den Juden war, sandte er über fünfhundert Kriegsleute, die Rasi gefangen nehmen sollten.

40 Denn er meinte, wenn er ihn gefangen hätte, würde er den Juden dadurch großen Schaden zufügen.

41 Als sie aber den Turm, in dem Rasi war, erobern und das Hoftor stürmen wollten, ließen sie Feuer bringen und das Tor anzünden. Da merkte er, dass er gefangen war, und wollte sich in sein Schwert stürzen.

42 Denn lieber wollte er ehrenhaft sterben als den Gottlosen in die Hände fallen und von ihnen erniedrigt und verhöhnt werden.

43 Aber in der Hast traf er sich nicht recht. Als nun die Menge durch das Hoftor eindrang, zog er sich entschlossen auf die Mauer zurück und stürzte sich mutig hinab unter die Leute.

44 Sie wichen ihm aber schnell aus, sodass ein freier Raum entstand; und er fiel mitten auf den leeren Platz.

45 Er war aber noch immer am Leben und stand in glühendem Zorn wieder auf, obwohl er sehr blutete und die Wunden ihn schmerzten, lief durch das Volk hindurch und trat auf einen hohen Felsen.

46 Und obwohl er schon fast verblutet war, riss er sich noch die Därme aus dem Leibe, fasste sie mit beiden Händen und warf sie unter die Kriegsleute und rief zu dem, der über Leben und Geist herrscht, dies alles möge er ihm wiedergeben, und starb so.

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