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Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

GÖTTLICHES GERICHT ÜBER DEN TEMPELSCHÄNDER HELIODOR: 3,1–40

1 Die Bewohner der Heiligen Stadt lebten in tiefem Frieden und hielten die Gesetze aufs Schönste; denn der Hohepriester Onias war ein frommer Mann und hasste alles Böse.

2 Es kam sogar vor, dass selbst die Könige den Ort ehrten und den Tempel durch kostbarste Weihegaben berühmt machten.

3 So bestritt auch Seleukus, der König von Asien, aus seinen eigenen Einkünften alle Aufwendungen, die für den Opferdienst entstanden.

4 Ein gewisser Simeon aus dem Stamm Benjamin war als Tempelvorsteher eingesetzt worden. Er überwarf sich mit dem Hohepriester wegen der Marktordnung in der Stadt.

5 Weil er sich gegen Onias nicht durchsetzen konnte, ging er zu Apollonius, dem Sohn des Tharseas, der damals Befehlshaber in Koilesyrien und Phönizien war.

6 Er erzählte ihm, der Tempelschatz in Jerusalem sei voll von unvorstellbaren Reichtümern; unzählbar sei die Menge des Geldes. Sie stehe in keinem Verhältnis zu dem, was man für die Opfer aufwenden müsse, und lasse sich leicht für den König beschlagnahmen.

7 Als Apollonius mit dem König zusammentraf, berichtete er, was man ihm über die Gelder hinterbracht hatte. Der aber bestimmte seinen Kanzler Heliodor und sandte ihn mit dem Auftrag, sich die erwähnten Gelder ausliefern zu lassen.

8 Heliodor machte sich sofort auf die Reise, angeblich um die Städte in Koilesyrien und Phönizien zu besuchen, in Wirklichkeit jedoch, um das Vorhaben des Königs auszuführen.

9 Als er nach Jerusalem kam, wurde er vom Hohepriester der Stadt freundlich empfangen. Da gab er bekannt, welche Anzeige gemacht worden sei, und teilte den wahren Grund seiner Anwesenheit mit. Er fragte, ob sich die Sache in Wahrheit so verhalte.

10 Der Hohepriester erklärte ihm, es handle sich um hinterlegtes Gut von Witwen und Waisen;

11 ein Teil gehöre auch Hyrkanus, dem Sohn des Tobija, einem Mann von höchstem Ansehen, nicht wie der ruchlose Simeon gelogen hatte. - Alles zusammen belaufe sich nur auf vierhundert Talente Silber und zweihundert Talente Gold.

12 Man dürfe aber doch denen nicht Unrecht tun, die ihr Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und auf die Würde und Unantastbarkeit des auf der ganzen Welt verehrten Heiligtums gesetzt hätten.

13 Der andere aber erklärte aufgrund der königlichen Befehle, dass dies alles für die königliche Schatzkammer zu beschlagnahmen sei.

14 Am festgesetzten Tag schickte er sich an hineinzugehen, um eine Untersuchung der Schätze anzustellen. Da geriet die ganze Stadt in nicht geringe Bestürzung.

15 Die Priester warfen sich in ihren heiligen Gewändern vor dem Altar nieder und riefen den Himmel an: Er habe die Hinterlegung von Geld durch Gesetze geordnet; so solle er es jetzt denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt bewahren.

16 Wer aber die Gestalt des Hohepriesters sah, dem blutete das Herz. Wie er aussah und wie sein Gesicht sich verfärbt hatte, verriet seine innere Qual.

17 Denn Furcht und Zittern hatten den Mann befallen und er bebte am ganzen Leib. Allen, die ihn sahen, wurde der Schmerz seines Herzens offenbar.

18 Die Leute stürzten in Scharen aus den Häusern heraus zum öffentlichen Gebet, da dem heiligen Ort Schande drohte.

19 Die Frauen zogen Trauerkleider an, die die Brüste freiließen, und drängten sich auf die Straßen. Von den jungen Mädchen aber, die man sonst eingeschlossen hielt, liefen die einen an die Tore, andere auf die Mauern, einige aber beugten sich aus den Fenstern heraus.

20 Sie alle streckten die Hände zum Himmel empor in inständigem Bittgebet.

21 Es war zum Erbarmen, wie die Menge sich in heillosem Durcheinander zu Boden warf und wie der Hohepriester sich in Erwartung des Kommenden furchtbar ängstigte.

22 So riefen sie den allmächtigen Herrn an, er möge das anvertraute Gut denen, die es anvertraut hatten, unversehrt und ganz sicher bewahren.

23 Heliodor jedoch machte sich daran, seinen Entschluss auszuführen.

24 Schon stand er mit der Leibwache an der Schatzkammer. Da ließ der Herr der Geister und aller Macht eine gewaltige Erscheinung sichtbar werden. Alle, die ihn frech begleitet hatten, erschraken vor Gottes Macht; vor Angst verließen sie ihre Kräfte.

25 Denn es erschien ihnen ein Pferd mit einem schrecklichen Reiter darauf; das Pferd war mit prächtigstem Geschirr geschmückt. Es stürmte wild auf Heliodor ein und traf ihn mit den Vorderhufen. Sein Reiter aber erschien in goldener Rüstung.

26 Noch zwei andere junge Männer erschienen, voll gewaltiger Kraft, in strahlender Schönheit und herrlich gekleidet. Sie traten auf Heliodor zu und peitschten von beiden Seiten auf ihn ein; pausenlos schlugen sie mit vielen Hieben auf ihn ein.

27 Da stürzte er zu Boden und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Man hob ihn auf und legte ihn auf eine Bahre.

28 Eben noch war er mit großem Gefolge und der ganzen Leibwache in die genannte Schatzkammer eingetreten; nun trug man ihn hilflos hinaus. Deutlich hatte man Gottes Herrschermacht erkannt.

29 So lag er da, durch Gottes Macht gestürzt, der Sprache beraubt, ohne jede Hoffnung auf Rettung.

30 Die Juden aber priesen den Herrn, der an seinem Ort so wunderbar seine Herrlichkeit gezeigt hatte; und das Heiligtum, eben noch voll von Angst und Verwirrung, war erfüllt von Freude und Jubel; denn der allmächtige Herr hatte sich offenbart.

31 Sehr bald aber baten einige Vertraute Heliodors den Onias, er möge doch den Höchsten anrufen und so dem das Leben schenken, der in den letzten Zügen lag.

32 Aus Sorge, der König könne der Meinung verfallen, Heliodor sei einem hinterhältigen Anschlag der Juden zum Opfer gefallen, brachte der Hohepriester ein Opfer dar, damit der Mann wieder gesund würde.

33 Während der Hohepriester noch mit dem Versöhnungsopfer beschäftigt war, erschienen dem Heliodor dieselben jungen Männer wie zuvor, in der gleichen Kleidung. Sie traten zu ihm und sagten: Danke dem Hohepriester Onias vielmals; denn seinetwegen schenkt der Herr dir gnädig das Leben.

34 Der Himmel hat dich gezüchtigt. Nun verkünde du allen die gewaltige Kraft Gottes! Nach diesen Worten entschwanden sie.

35 Da ließ Heliodor dem Herrn ein Opfer darbringen und machte ihm sehr große Gelübde, weil er ihn am Leben gelassen hatte. Er empfing Onias und zog mit seinen Truppen zum König zurück.

36 Allen aber bezeugte er die Werke des größten Gottes, die er mit eigenen Augen gesehen hatte.

37 Als aber der König den Heliodor fragte, wer geeignet sei, noch einmal nach Jerusalem geschickt zu werden, sagte er:

38 Wenn du einen Feind oder einen Hochverräter weißt, dann schick ihn dorthin! Du wirst ihn mit Geißeln gezüchtigt zurückempfangen, wenn er überhaupt am Leben bleibt; denn an dem Ort wirkt wahrhaftig eine göttliche Kraft.

39 Denn er, der im Himmel wohnt, ist selbst der Wächter und Schützer jenes Ortes; und wer in böser Absicht dorthin kommt, den richtet er zugrunde.

40 Das waren die Ereignisse um Heliodor und um die Rettung des Tempels.

Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

Diese Übersetzung hat dieses Buch nicht

Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

ENTWEIHUNG DES TEMPELS. STANDHAFTE GLAUBENSZEUGEN. ENDE DES TEMPELSCHÄNDERS (3,1–10,8)

Der Verrat Simeons am Tempel

1 Unter dem Obersten Priester Onias herrschten in der heiligen Stadt Jerusalem Frieden und Wohlstand. Die Bürger hielten sich genau an die Gesetze, weil auch Onias selbst den Herrn ernst nahm und alles Unrecht hasste.

2 Immer wieder kam es vor, dass sogar Könige den Tempel ehrten und ihn mit den kostbarsten Geschenken bedachten.

3 Seleukus, der König von Vorderasien, bestritt sogar aus seinen Einkünften alle Kosten für den Opferdienst im Tempel.

4 Die Verwaltung des Tempels lag jedoch damals in den Händen eines gewissen Simeon, eines Nachfahren von Bilga. Dieser Simeon zerstritt sich mit Onias über Fragen der städtischen Marktordnung.

5 Da er sich gegen den Obersten Priester nicht durchsetzen konnte, wandte er sich an Apollonius, den Sohn von Thraseas, der damals Oberbefehlshaber in Zölesyrien und Phönizien war.

6 Er erzählte ihm, der Tempelschatz in Jerusalem sei unvorstellbar reich; das Geld sei gar nicht zu zählen. Da das wenigste davon für die Beschaffung der Opfer gebraucht würde, könnte man es ohne Weiteres der Verfügungsgewalt des Königs unterstellen.

Heliodor in Jerusalem

7 Als Apollonius mit dem König zusammentraf, berichtete er ihm von dem Geld, von dem Simeon ihm erzählt hatte. Darauf gab der König seinem Kanzler Heliodor den Auftrag, nach Jerusalem zu gehen und sich das Geld aushändigen zu lassen.

8 Heliodor machte sich sofort auf den Weg. Er tat so, als wolle er die Städte in Zölesyrien und Phönizien inspizieren, in Wirklichkeit aber ging es ihm nur darum, den Auftrag des Königs auszuführen.

9 Als er nach Jerusalem kam, wurde er vom Obersten Priester und den Bürgern der Stadt freundlich empfangen. Doch dann kam er auf den Grund seines Besuches zu sprechen und wollte wissen, ob die Angaben über den Tempelschatz zutreffend seien.

10 Der Oberste Priester erklärte darauf, bei dem Geld handle es sich um Beträge, die Witwen und Waisen dort für sich hinterlegt hätten,

11 zum Teil auch um Einlagen von Hyrkanus, dem Sohn Tobijas, einem hochgestellten und einflussreichen Mann. Die Angaben des ruchlosen Simeon seien eine freche Lüge und die gesamte Summe betrage nur 40 Zentner Silber und 200 Zentner Gold.

12 Dieses Geld herauszugeben sei ganz und gar unmöglich; es wäre ein schweres Unrecht gegenüber den Menschen, die es im Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und die Würde und Unantastbarkeit des weltberühmten Heiligtums im Tempel hinterlegt hätten.

13 Heliodor aber berief sich auf den Befehl des Königs und bestand darauf, dass die Gelder dem königlichen Schatz zuzuführen seien.

14a Dann setzte er einen Termin fest und erschien im Tempel, um sich einen Überblick über die vorhandenen Gelder zu verschaffen.

Das Volk von Jerusalem betet

14b Große Unruhe befiel alle Menschen in der Stadt.

15 Die Priester warfen sich in ihren Priesterkleidern vor dem Altar nieder und riefen zu Gott, er möge für die Sicherheit des Geldes sorgen, das im Tempel hinterlegt worden sei; denn er selbst habe doch das Gesetz über anvertrautes Gut gegeben.

16 Wer den Obersten Priester sah, war tief erschüttert: Er war ganz bleich im Gesicht und an seinen Zügen war abzulesen, wie der Schmerz in ihm tobte.

17 Er zitterte am ganzen Leib vor Angst und Sorge und alle konnten erkennen, was er in seinem Herzen litt.

18 Scharenweise stürzten die Leute aus den Häusern und versammelten sich zum öffentlichen Gebet, um den Schaden abzuwenden, der dem Ansehen des Tempels drohte.

19 Frauen mit dem Sack bekleidet, die Brust entblößt, füllten die Straßen; die jungen Mädchen, die von ihren Eltern im Haus festgehalten wurden, liefen an die Tür oder zum Fenster oder an die Hofmauer.

20 Sie alle streckten ihre Hände zum Himmel aus und flehten zu Gott um Hilfe.

21 Es war zum Erbarmen, wie das Volk sich wild durcheinander zum Gebet niederwarf und der Oberste Priester von Angst und Sorge gequält wurde.

Gott beschützt seinen Tempel

22 Während das Volk von Jerusalem Gott, den Herrscher der Welt, anflehte, er möge das Geld schützen, das im Tempel hinterlegt worden war,

23 machte Heliodor sich ans Werk und wollte sein Vorhaben ausführen.

24 Schon stand er mit seinen Leibwächtern in der Schatzkammer, da ließ ihn der Herr aller Geister und Gewalten eine schreckenerregende Erscheinung sehen. Heliodor und alle, die es gewagt hatten, mit ihm die Kammer zu betreten, bekamen die Macht Gottes auf eine Weise zu spüren, dass sie vor Angst wie gelähmt dastanden.

25 Sie sahen ein Pferd, mit herrlichem Geschirr geschmückt, und auf ihm einen Reiter in goldener Rüstung, dessen Anblick Furcht und Schrecken einflößte. Das Pferd stürmte auf Heliodor los, bäumte sich vor ihm auf und schlug mit seinen Vorderhufen auf ihn ein.

26 Zugleich erschienen zwei junge Männer in strahlendem Gewand und von ungewöhnlicher Kraft und Schönheit. Sie traten, der eine von rechts, der andere von links, an Heliodor heran und peitschten ihn unbarmherzig aus.

27 Heliodor stürzte zu Boden und sah sich plötzlich in tiefe Finsternis versetzt. Man hob ihn auf, legte ihn auf eine Bahre

28 und trug ihn hinaus. Er, der soeben erst mit großem Gefolge und mit seiner ganzen Leibgarde in die Schatzkammer eingedrungen war, wurde nun, hilflos mit all seinen Waffen, hinausgetragen, nachdem Gott ihm seine Macht sichtbar gezeigt hatte.

29 Da lag er nun also, hingestreckt durch Gottes Eingreifen; er konnte nicht mehr reden und es bestand keine Hoffnung, dass er mit dem Leben davonkommen würde.

30 Das Volk von Jerusalem aber pries den Herrn, weil er seinen Tempel auf so wunderbare Weise geschützt hatte. Eben waren im Tempel noch alle voller Angst und Verwirrung gewesen, jetzt jubelten sie in überschwänglicher Freude: Der Herrscher der ganzen Welt hatte offen seine Macht gezeigt.

Onias betet für Heliodor

31 Während Heliodor in den letzten Zügen lag, baten einige seiner Freunde den Obersten Priester Onias, er möge doch für ihn zum höchsten Gott beten und ihm das Leben retten.

32 Onias hatte Angst, der König könnte denken, die Juden hätten Heliodor umgebracht. Deshalb brachte er Gott ein Opfer und betete für Heliodor.

33 Während der Oberste Priester das Sühneopfer vollzog, sah Heliodor wieder dieselben jungen Männer mit dem strahlenden Gewand, die ihm in der Schatzkammer des Tempels erschienen waren. Sie sagten zu ihm: »Du bist dem Obersten Priester Onias großen Dank schuldig; um seinetwillen schenkt der Herr dir das Leben!

34 Und nachdem du vom Himmel herab ausgepeitscht wurdest, verkünde jetzt allen Menschen, wie groß und mächtig Gott ist!« Nach diesen Worten verschwanden sie wieder.

Heliodor verkündet die Macht Gottes

35 Heliodor ließ nun auch seinerseits dem Herrn ein Opfer darbringen und gelobte, ihm reiche Geschenke zu machen, weil er ihm das Leben geschenkt hatte. Danach verabschiedete sich Heliodor von Onias und kehrte mit seinem Gefolge zum König zurück.

36 Überall verkündete er, was der Herr, der größte aller Götter, getan hatte und was er ihn mit eigenen Augen sehen ließ.

37 Als der König ihn fragte, wen er denn jetzt noch nach Jerusalem schicken könnte, gab Heliodor zur Antwort:

38 »Wenn du einen Feind hast oder einen Mann weißt, der dir die Herrschaft streitig machen möchte, dann schick ihn hin! Er wird ausgepeitscht zu dir zurückkommen – wenn er überhaupt am Leben bleibt; denn wahrhaftig: An jener Stätte wirkt eine gewaltige göttliche Macht.

39 Der Gott, der im Himmel seine Wohnung hat, wacht über diesen Tempel und schützt ihn und er bringt jeden um, der in böser Absicht dorthin kommt. «

40 So also erging es Heliodor und so wurde der Tempelschatz vor Plünderung bewahrt.

Lutherbibel

Lutherbibel 2017

Der Tempelschatz wird vor Heliodor bewahrt

1 Als man in gutem Frieden in der heiligen Stadt wohnte und die Gesetze aufs Beste gehalten wurden, weil der Hohepriester Onias fromm war und das Böse hasste,

2 wurden sogar die Könige bewogen, die Stadt zu ehren und herrliche Geschenke in den Tempel zu schicken.

3 So gewährte auch Seleukus, der König in der Asia, aus seinen eignen Einkünften alle Kosten, die der Opferdienst mit sich brachte.

4 Ein gewisser Simon aber aus dem Haus Balgeas, der zum Tempelvorsteher eingesetzt war, verfeindete sich mit dem Hohenpriester wegen der Ordnung der Märkte in der Stadt.

5 Weil ihm aber Onias zu mächtig war, zog er zu Apollonius, dem Sohn des Tharseas, der damals Befehlshaber in Zölesyrien und Phönizien war,

6 und meldete ihm, dass der Tempelschatz in Jerusalem unermesslich reich sei, sodass man die Höhe der Gelder nicht errechnen könne; man bedürfe ihrer auch nicht zum Opfer; es sei möglich, dass diese Gelder unter das Verfügungsrecht des Königs fielen.

7 Als nun Apollonius zum König kam, berichtete er ihm, was ihm über die Gelder bekannt war. Da bestimmte der König seinen Kanzler Heliodor, entsandte ihn und gab ihm den Befehl, sich die erwähnten Gelder ausliefern zu lassen.

8 Der machte sich sogleich auf und gab an, er müsste die Städte in Zölesyrien und Phönizien bereisen. Seine Absicht aber war, den Befehl des Königs auszuführen.

9 Als Heliodor nun nach Jerusalem kam und der Hohepriester der Stadt ihn freundlich empfangen hatte, erzählte er, was seinem Herrn angezeigt worden war, und teilte mit, wozu er da wäre, und fragte, ob das in Wahrheit zuträfe.

10 Da antwortete ihm der Hohepriester: Es ist Geld, das Witwen und Waisen gehört, hinterlegt zu treuer Hand.

11 Anderes aber gehört dem Hyrkanus, dem Sohn des Tobias, einem sehr bedeutenden Mann. Und es verhält sich gar nicht so, wie der Verräter Simon gesagt hat; denn es sind nicht mehr als vierhundert Talente Silber und zweihundert Talente Gold.

12 Es wäre gänzlich unmöglich, denen Unrecht zu tun, die auf die Heiligkeit der Stätte vertraut haben und auf die Würde des Tempels, der in aller Welt so hoch geehrt wird, und auf seine Unverletzlichkeit.

13 Aber Heliodor bestand auf dem Befehl des Königs und sagte, er müsste die Gelder für den königlichen Schatz nehmen,

14 und bestimmte einen Tag und kam in den Tempel, um sie zu besichtigen. Da erhob sich großer Jammer in der ganzen Stadt.

15 Die Priester warfen sich in ihrem heiligen Schmuck vor den Altar und riefen den Himmel an, der geboten hatte, das, was hinterlegt worden war, zu schützen – nun möge er den Leuten das Hinterlegte unversehrt erhalten.

16 Den Hohenpriester aber konnte niemand ohne Bestürzung anblicken; denn weil sein Gesicht so erbleicht war, sah man ihm an, dass er in großen Ängsten war.

17 Denn er war so tief erschrocken und zitterte am ganzen Leibe, dass alle, die ihn sahen, verspüren mussten, welcher Schmerz sein Herz erfüllte.

18 Die Leute aber liefen in Scharen aus den Häusern und beteten miteinander, weil sie sahen, dass die heilige Stätte in Schmach und Schande gebracht werden sollte.

19 Und die Frauen legten Säcke an, entblößten die Brust und liefen auf die Gassen; und sogar jene Jungfrauen, die sonst nicht unter die Leute gingen, liefen unter die Tore und auf die Mauern. Etliche lehnten sich aus den Fenstern;

20 alle aber hoben ihre Hände auf zum Himmel und hielten das Bittgebet.

21 Es war zum Erbarmen, wie das Volk in einem großen Durcheinander niederfiel und dem Hohenpriester so angst und bange vor dem Kommenden war.

22 Während sie so den allmächtigen Herrn anriefen, dass er das anvertraute Gut denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt und sicher erhalten wollte,

23 suchte Heliodor sein Vorhaben auszuführen.

24 Und als er schon mit den Kriegsleuten in der Schatzkammer stand, tat der Herrscher über die Geister und alle Mächte ein gewaltiges Zeichen, sodass alle, die einzudringen sich erdreistet hatten, von der Macht Gottes geschlagen in lähmende Furcht und Verzagtheit fielen.

25 Denn es erschien ihnen ein Pferd, das mit prächtigem Geschirr geschmückt war, darauf saß ein furchterregender Reiter; das rannte mit aller Macht auf Heliodor zu und drang mit den Vorderfüßen auf ihn ein. Und der Reiter auf dem Pferd schien eine goldene Rüstung zu tragen.

26 Auch erschienen dem Heliodor zwei junge Männer, die stark und schön waren und prächtig gekleidet; die traten auf beiden Seiten neben ihn hin und geißelten ihn unablässig mit vielen Schlägen,

27 sodass er im Nu zu Boden fiel und in Ohnmacht sank. Da nahm man ihn und legte ihn auf eine Trage.

28 Eben noch war er mit großem Gefolge und allen Kriegsleuten in die Schatzkammer gegangen, und nun trug man ihn, weil er sich selbst nicht mehr helfen konnte. Deutlich erkannten alle die Macht Gottes.

29 Er aber lag durch Gottes Wirken stumm da und war jeder Hoffnung und Hilfe beraubt;

30 die Juden aber lobten den Herrn, der seine heilige Stätte so geehrt hatte. Und den Tempel, der kurz zuvor voll Furcht und Schrecken gewesen war, erfüllte Freude und Wonne nach diesem Zeichen des allmächtigen Herrn.

31 Aber einige Freunde des Heliodor kamen eilends und baten Onias, doch den Höchsten anzurufen, dass er dem Heliodor, der jetzt in den letzten Zügen lag, das Leben schenken solle.

32 Weil aber der Hohepriester die Sorge hatte, der König könnte den Argwohn haben, die Juden hätten dem Heliodor etwas angetan, opferte er für ihn, damit er gesund würde.

33 Und als der Hohepriester das Sühnopfer darbrachte, erschienen die beiden jungen Männer wieder in derselben Kleidung und sagten zu Heliodor: Danke dem Hohenpriester Onias vielmals, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt;

34 Du aber verkündige allen die große Kraft Gottes, weil du vom Himmel herab gegeißelt worden bist. Und als sie dies gesagt hatten, verschwanden sie.

35 Heliodor aber opferte dem Herrn und tat ihm sehr große Gelübde, weil er ihm das Leben wiedergegeben hatte, und empfing den Onias und kehrte danach mit der Streitmacht zum König zurück

36 und bezeugte allen, wie er mit eignen Augen die Taten des höchsten Gottes gesehen hätte.

37 Als ihn aber der König fragte, welchen geeigneten Mann er sonst noch einmal nach Jerusalem schicken könnte, antwortete ihm Heliodor:

38 Wenn du einen Feind hast oder einen, der dich zu stürzen gedenkt, den schicke hin! Du wirst ihn dann zurückbekommen, nachdem er gegeißelt worden ist, wenn er überhaupt mit dem Leben davonkommt. Denn es wirkt wahrhaftig eine Kraft Gottes an jener Stätte.

39 Der seine Wohnung im Himmel hat, wacht darüber und hilft ihr; und alle, die ihr in böser Absicht nahen, schlägt und vernichtet er.

40 Damit genug von Heliodor und der Bewahrung der Schatzkammer.

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