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Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

INTRIGEN UM DAS HOHEPRIESTERLICHE AMT, EINMISCHUNG DES SELEUKIDISCHEN KÖNIGS: 4,1–5,27

Ein pflichtvergessener Hohepriester, Freund hellenistischen Wesens: 4,1–22

1 Der oben genannte Simeon, der den Tempelschatz und das Vaterland verraten hatte, verleumdete Onias, er sei es gewesen, der Heliodor habe schlagen lassen und der das Unheil ins Werk gesetzt habe.

2 Den Wohltäter der Stadt, den Beschützer seiner Mitbürger und Eiferer für die Gesetze, wagte er einen Hochverräter zu nennen.

3 Die Feindschaft verschärfte sich derart, dass einer von den Vertrauten Simeons mehrere Morde verübte.

4 Onias erkannte, dass der Streit gefährlich wurde und dass außerdem Apollonius, der Sohn des Menestheus, Befehlshaber von Koilesyrien und Phönizien, die Bosheit Simeons noch unterstützte.

5 Darum begab er sich zum König, nicht um die Mitbürger zu verklagen, sondern weil er das allgemeine und das besondere Wohl des ganzen Volkes im Auge hatte.

6 Er erkannte nämlich, dass ohne Einschreiten des Königs der öffentliche Friede nicht wiederherzustellen sei; denn Simeon würde nicht von seiner Raserei ablassen.

7 Seleukus starb und Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes übernahm die Herrschaft. Da erschlich sich Jason, der Bruder des Onias, das Hohepriesteramt.

8 Bei einer Unterredung versprach er dem König nämlich dreihundertsechzig Talente Silber, dazu noch aus anderen Einkünften achtzig Talente.

9 Außerdem wolle er sich schriftlich verpflichten, weitere hundertfünfzig Talente zu zahlen, wenn er die Vollmacht erhalte, ein Gymnasion und eine Ephebie zu errichten - denn daran sei ihm sehr gelegen - sowie den Einwohnern Jerusalems das antiochenische Bürgerrecht zu verleihen.

10 Der König war einverstanden. Sobald Jason das Amt an sich gebracht hatte, führte er unter seinen Landsleuten die griechische Lebensart ein.

11 Er schaffte die günstigen Privilegien ab, die die Juden durch Johanans Vermittlung vom König erhalten hatten. Dieser Johanan war der Vater des Eupolemus, der als Gesandter nach Rom gegangen war, um dort ein Freundschaftsbündnis zu schließen. Jason hob die althergebrachte Verfassung auf und führte neue, widerrechtliche Gebräuche ein.

12 Mit Vergnügen ließ er unmittelbar unterhalb der Burg ein Gymnasion errichten und die Söhne der besten Familien brachte er dazu, den griechischen Hut aufzusetzen.

13 So kam es zu einer Blüte der griechischen Lebensweise. Die fremde Art hatte Zulauf. Schuld daran war die maßlose Verruchtheit des Frevlers Jason, der den Titel eines Hohepriesters zu Unrecht trug.

14 Schließlich kümmerten sich die Priester nicht mehr um den Dienst am Altar; der Tempel galt in ihren Augen nichts und für die Opfer hatten sie kaum mehr Zeit. Dafür gingen sie eilig auf den Sportplatz, sobald die Aufforderung zum Diskuswerfen erging, um an dem Spiel, das vom Gesetz verboten war, teilzunehmen.

15 Die Ehren ihres Vaterlandes achteten sie für nichts, auf griechische Auszeichnungen dagegen waren sie ganz versessen.

16 Darum sollten sie auch in große Not geraten. Gerade die, denen sie alles nachmachten und denen sie ganz gleich werden wollten, wurden ihre Feinde und Peiniger.

17 Man kann sich nämlich nicht leichthin über die göttlichen Gesetze hinwegsetzen. Aber das wird die Folgezeit deutlich zeigen.

18 Als der König die Wettkämpfe besuchte, die alle fünf Jahre in Tyrus ausgetragen werden,

19 sandte der nichtswürdige Jason Männer aus Jerusalem, die das antiochenische Bürgerrecht erworben hatten, als Zuschauer dorthin und gab ihnen dreihundert Silberdrachmen mit für das Opfer an Herakles. Doch baten die Überbringer, das Geld nicht zum Opfer zu verwenden, weil sich das nicht zieme, sondern es für eine andere Ausgabe zurückzulegen.

20 Nach der Absicht des Auftraggebers wäre es also für das Heraklesopfer bestimmt gewesen; es lag allein an den Überbringern, dass man es zur Ausrüstung der Galeeren verwendete.

21 Zur Thronbesteigung des Königs Philometor entsandte Antiochus den Apollonius, den Sohn des Menestheus, nach Ägypten. Dabei brachte er in Erfahrung, dass der ägyptische König seiner Politik feindlich gegenüberstehe, und sorgte sich um seine Sicherheit. Er zog deshalb nach Jafo und von dort nach Jerusalem.

22 Jason und die Stadt bereiteten ihm einen großartigen Empfang; unter Fackelschein und Freudengeschrei hielt er seinen Einzug. Dann brachte er seine Truppen wieder nach Phönizien ins Quartier.

Käuflichkeit des Hohepriesteramtes, Ermordung des rechtmäßigen Hohepriesters: 4,23–50

23 Drei Jahre darauf schickte Jason den Menelaus, den Bruder des vorhin erwähnten Simeon, zum König; er sollte ihm das Geld überbringen und schwebende Verhandlungen über wichtige Staatsgeschäfte zum Abschluss bringen.

24 Menelaus verschaffte sich jedoch Empfehlungen an den König, trat als bedeutender Mann auf und schmeichelte ihm, überbot Jason um dreihundert Talente Silber und brachte so das Amt des Hohepriesters an sich.

25 Mit den königlichen Ernennungsurkunden kam er zurück. Sonst hatte er nichts an sich, was des hohepriesterlichen Amtes würdig gewesen wäre. Stattdessen besaß er die Leidenschaft eines rohen Tyrannen und die Wut eines wilden Tieres.

26 Jason, der seinen eigenen Bruder hinterlistig verdrängt hatte, wurde nun selbst durch einen anderen hinterlistig verdrängt und als Flüchtling ins Ammoniterland vertrieben.

27 Menelaus hatte sich zwar der Herrschaft bemächtigt, machte jedoch keine Anstalten, das Geld aufzubringen, das er dem König versprochen hatte,

28 obschon Sostratus, der Befehlshaber der Burg, ihn wiederholt mahnte; dieser hatte nämlich die Gelder einzutreiben. Deswegen bestellte der König beide vor sich.

29 Menelaus ließ als Stellvertreter im Hohepriesteramt seinen Bruder Lysimachus zurück, Sostratus aber Krates, den Befehlshaber der zyprischen Truppen.

30 Während dieser Ereignisse brach in den Städten Tarsus und Mallus ein Aufstand aus, weil sie Antiochis, der Nebenfrau des Königs, als Geschenk gegeben worden waren.

31 In großer Eile begab sich der König dorthin, um die Sache beizulegen, und ließ als seinen Stellvertreter einen hohen Beamten, Andronikus, zurück.

32 Da glaubte Menelaus, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben: Er entwendete aus dem Tempel einige goldene Geräte und schenkte sie Andronikus; andere hatte er nach Tyrus und in die benachbarten Städte verkaufen können.

33 Onias, der davon sichere Kenntnis erhalten hatte, tadelte ihn scharf; er hatte sich in einen Asylort bei Daphne, einem Vorort Antiochias, zurückgezogen.

34 Menelaus nahm Andronikus deswegen beiseite und redete ihm zu, um Onias aus dem Weg zu schaffen. Andronikus kam zu Onias. Da er sich zur Hinterlist hatte überreden lassen, erhob er die rechte Hand zum Schwur, reichte sie dann Onias und überredete ihn, trotz seines Argwohns die Zufluchtsstätte zu verlassen. Da ließ ihn Andronikus ohne Rücksicht auf das, was rechtens ist, auf der Stelle in den Kerker werfen.

35 Nicht nur die Juden, sondern auch viele aus anderen Völkern entsetzten sich deswegen und waren empört über die ungerechte Tötung des Mannes.

36 Als der König aus den Gegenden Kilikiens zurückkam, traten die Juden der Stadt an ihn heran. Mit ihnen waren auch die Griechen empört, dass man Onias ohne jeden Grund getötet hatte.

37 Antiochus wurde von Herzen betrübt; es ergriff ihn Mitleid und er vergoss Tränen, weil der Verstorbene ein so besonnener und edler Mann gewesen war.

38 Sein Zorn entbrannte; er ließ Andronikus sofort den Purpur abnehmen, die Kleider vom Leib reißen und ihn so durch die ganze Stadt führen, bis zu der Stelle, an der er die Freveltat gegen Onias begangen hatte. Dort ließ er den schändlichen Mörder hinrichten. So hat ihm der Herr mit der verdienten Strafe vergolten.

39 In der Stadt aber verging sich Lysimachus mit Wissen des Menelaus mehrmals am Tempelschatz. Als sich das Gerücht davon weit verbreitete, rottete sich das Volk gegen Lysimachus zusammen. Viele goldene Geräte waren schon verschleppt worden.

40 Als sich die Volksversammlung erhob und in Zorn und Wut geriet, bewaffnete Lysimachus fast dreitausend Mann und begann, mit ungerechter Gewalt vorzugehen. Ein gewisser Auranus führte sie an, dessen Alter und Unverstand gleich weit fortgeschritten waren.

41 Als die Leute merkten, dass Lysimachus angreifen ließ, rafften sie Steine und dicke Hölzer zusammen - ein paar füllten ihre Hände mit der Asche, die dort lag - und schleuderten alles durcheinander gegen die Männer des Lysimachus.

42 So verwundeten sie viele von ihnen, einige streckten sie nieder, alle aber jagten sie in die Flucht. Den Tempelräuber selbst aber schlugen sie beim Schatzhaus tot.

43 Wegen dieser Sache wurde gegen Menelaus ein gerichtliches Verfahren eingeleitet.

44 Als der König nach Tyrus kam, erhoben drei Männer, die vom Hohen Rat geschickt waren, vor ihm die Anklage.

45 Menelaus war schon verloren; da versprach er Ptolemäus, dem Sohn des Dorymenes, viel Geld, damit er den König zu seinen Gunsten überrede.

46 Ptolemäus nahm also den König in einem Säulengang beiseite, als wollte er ihm Erfrischung verschaffen, und stimmte ihn um.

47 Darauf sprach der König den Menelaus, der an dem ganzen Unheil schuld war, von den Anklagepunkten frei; die Unglücklichen aber, die, selbst wenn sie vor Skythen gesprochen hätten, wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden wären, verurteilte er zum Tod.

48 Unverzüglich erlitten also diejenigen die ungerechte Strafe, die doch nur für ihre Stadt, ihr Volk und die heiligen Geräte eingetreten waren.

49 Sogar Einwohner von Tyrus entrüsteten sich darüber und spendeten großzügig für ihr Begräbnis.

50 Menelaus aber blieb aufgrund der Habgier der Mächtigen im Amt. Seine Bosheit nahm immer mehr zu und er wurde im Rücken seiner Mitbürger zu ihrem Feind.

Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

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Gute Nachricht Bibel

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Onias sucht Hilfe beim König

1 Aber der schon erwähnte Simeon, der Verräter am Tempelschatz und an seinem Land, verleumdete Onias und behauptete, dieser habe die ganze Erscheinung selbst in Szene gesetzt und Heliodor so zurichten lassen.

2 Er besaß die Frechheit, Onias als einen Aufwiegler gegen die Herrschaft des Königs hinzustellen – ausgerechnet Onias, den Mann, der so viel Gutes für Jerusalem getan, der sich immer für seine Mitbürger eingesetzt, der stets leidenschaftlich auf die Einhaltung der Gesetze gedrungen hatte!

3 Die Feindschaft spitzte sich dermaßen zu, dass von einem der Gefolgsleute Simeons sogar Morde verübt wurden.

4 Onias begriff, wie gefährlich die Lage war. Denn er sah, dass Apollonius, der Sohn von Menestheus, der Oberbefehlshaber von Zölesyrien und Phönizien, Simeon unterstützte.

5 Deshalb reiste Onias zum König. Er wollte nicht seine Mitbürger anschwärzen, vielmehr ging es ihm um das Wohl des ganzen Volkes und jedes Einzelnen.

6 Es war ihm nämlich klar geworden, dass ohne Eingreifen des Königs die Lage sich nicht mehr beruhigen würde; Simeon würde mit seinem wahnwitzigen Treiben nie aufhören.

Jason führt griechische Sitten ein

7 Einige Zeit darauf starb König Seleukus und Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes übernahm die Regierung. Da erschlich sich Jason, der Bruder von Onias, das Amt des Obersten Priesters.

8 Er bat um eine Audienz beim König und versprach ihm aus den Steuereinnahmen 360 Zentner Silber und noch 80 Zentner aus einer anderen Quelle, wenn er ihn zum Obersten Priester machen würde.

9 Außerdem wollte er ihm noch weitere 150 Zentner Silber anweisen lassen, wenn er die Vollmacht erhielte, eine Sportanlage mit einer Schule für die männliche Jugend zu errichten und Jerusalem in eine griechische Stadt mit dem Namen Antiochia umzuwandeln. Er selbst wollte darüber bestimmen, wer das Bürgerrecht dieser Stadt erhalten sollte.

10 Der König war mit allem einverstanden. Sobald Jason das erstrebte Amt bekommen hatte, zwang er seinen Mitbürgern die griechische Lebensweise auf.

11 Er schaffte die Vorrechte ab, die den Juden auf Vermittlung Johanans von einem früheren syrischen König zugestanden worden waren. – Johanan war der Vater jenes Eupolemus, der später nach Rom ging, um den Beistandspakt mit den Römern abzuschließen. – Er hob die auf das Gesetz Gottes gegründete Verfassung auf und führte neue Gebräuche ein, die im Widerspruch zu diesem Gesetz standen.

12 Er richtete absichtlich genau am Fuß des Tempelberges eine Sportanlage ein und ließ dort die besten jungen Männer ausbilden, wobei sie die griechischen Hüte trugen.

13 So kam die griechische Lebensart in Mode und die ausländischen Sitten fanden immer mehr Anhänger. Das alles hatte dieser verbrecherische Jason angestiftet, der ganz zu Unrecht den Titel eines Obersten Priesters führte.

14 Schließlich kam es so weit, dass die Priester ihre gottesdienstlichen Pflichten vernachlässigten; der Tempeldienst galt ihnen nichts mehr und für die Opfer hatten sie keine Zeit. Stattdessen beteiligten sie sich an den Wettkämpfen, die im Widerspruch zum Gesetz Gottes stehen. Sobald der Gong das Zeichen dazu gab und das Öl verteilt wurde, mit dem sich die Wettkämpfer einrieben, zog es sie unwiderstehlich zum Sportplatz.

15 Was bei ihren Vorfahren als Ehre gegolten hatte, war ihnen nichts mehr wert. Dagegen waren sie ganz versessen auf die griechischen Auszeichnungen.

16 Aber genau deshalb traf sie später das Unglück. Ausgerechnet ihre großen Vorbilder, denen sie um jeden Preis gleichen wollten, wurden ihre Feinde und Unterdrücker.

17 Niemand setzt sich ungestraft über die göttlichen Gesetze hinweg. Das sollte sich in der folgenden Zeit deutlich zeigen.

In Jerusalem bildet sich eine griechische Gemeinde

18-19 In der Stadt Tyrus fanden alle vier Jahre Wettkämpfe zu Ehren des Gottes Herakles statt. Als nun der König die Spiele besuchte, schickte der schändliche Jason Männer dorthin, die als »Antiochener aus Jerusalem« 300 Silberdrachmen für das Opfer übergeben sollten, das man bei dieser Gelegenheit Herakles darbringt. Die Männer überreichten das Geld, verlangten aber, dass es für andere Zwecke auf die Seite gelegt und nicht für das Opfer verwendet werde, denn das gehöre sich nicht.

20 Nach dem Willen Jasons also wäre das Geld für das Opfer zu Ehren von Herakles verwendet worden; nur den Überbringern ist es zu verdanken, dass man es schließlich zum Schiffsbau benutzte.

21 Antiochus hatte Apollonius, den Sohn von Menestheus, nach Ägypten geschickt; er sollte dort an der Krönungsfeier für König Philometor teilnehmen. Auf diese Weise brachte Antiochus in Erfahrung, dass der neue ägyptische König ihm und seiner Politik feindlich gegenüberstand. So musste er nun darauf bedacht sein, seine Herrschaft zu sichern, und kam deshalb nach Joppe und von dort nach Jerusalem.

22 Jason und die Bevölkerung Jerusalems bereiteten ihm einen großartigen Empfang; unter Fackelschein und Freudengeschrei wurde er in die Stadt geleitet. Daraufhin zog Antiochus mit seinem Heer wieder nach Phönizien.

Menelaus als Oberster Priester

23 Jason schickte drei Jahre nach seinem Amtsantritt Menelaus, den Bruder des mehrfach erwähnten Simeon, zum König. Er sollte dem König das vereinbarte Geld überbringen und einige wichtige Beschlüsse durch ihn bestätigen lassen.

24 Doch als er vor dem König stand, gab er sich sehr gewichtig, hielt Lobreden auf den König und erreichte, dass er selbst das Amt des Obersten Priesters zugesprochen bekam. Das gelang ihm vor allem dadurch, dass er dem König 300 Zentner Silber mehr in Aussicht stellte, als Jason durch ihn hatte überbringen lassen.

25 Mit den entsprechenden königlichen Vollmachten ausgestattet, kehrte er nach Jerusalem zurück. Er hatte im Übrigen keine der Eigenschaften, die für das Amt des Obersten Priesters erforderlich sind, dafür aber die Sinnesart eines Tyrannen und die Leidenschaftlichkeit eines wilden Tieres.

26 Jason, der seinen eigenen Bruder hintergangen und ausgeschaltet hatte, war nun selbst von einem anderen hintergangen und ausgeschaltet worden; er floh auf ammonitisches Gebiet.

27 Menelaus hatte nun zwar die Herrschaft an sich gebracht, machte aber keine Anstalten, das versprochene Geld herbeizuschaffen.

28 Sostratus, der Befehlshaber der Festung in Jerusalem, der für die Eintreibung der Gelder verantwortlich war, mahnte ihn, aber es geschah nichts. Deshalb wurden schließlich beide zum König befohlen.

29 Menelaus ließ seinen Bruder Lysimachus als Stellvertreter im Amt des Obersten Priesters in Jerusalem zurück; Sostratus ernannte Krates, den Befehlshaber der Söldnertruppe aus Zypern, zu seinem Stellvertreter.

30 Unterdessen war in Tarsus und Mallus ein Aufstand ausgebrochen, weil der König diese Städte seiner Nebenfrau Antiochis zum Geschenk gemacht hatte.

31 Der König musste schnell dort eingreifen, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen; er ließ Andronikus, einen hohen Beamten, als seinen Stellvertreter in Antiochia zurück.

32 Menelaus glaubte, die günstige Gelegenheit nutzen zu sollen: Er entwendete aus dem Tempel einige goldene Geräte und machte sie Andronikus zum Geschenk. Andere Tempelgeräte hatte er schon an die Stadt Tyrus und an sonstige benachbarte Städte verkauft.

Der rechtmäßige Oberste Priester wird ermordet

33 Als Onias von diesen Vorgängen erfuhr, zog er sich in den Schutz eines Heiligtums bei Daphne zurück – Daphne ist ein Vorort von Antiochia – und erhob von dort aus öffentlich Anklage gegen Menelaus.

34 Menelaus aber forderte Andronikus in geheimer Unterredung auf, Onias umbringen zu lassen. Andronikus ließ sich für den hinterhältigen Anschlag gewinnen. Er begab sich zu Onias, sagte ihm unter Eid und mit Handschlag volle Sicherheit zu und beredete ihn so, den Bereich des Heiligtums zu verlassen. Onias ging darauf ein, obwohl ihm die Sache verdächtig war, und sofort ließ Andronikus ihn töten, ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz.

35 Nicht nur die Juden, sondern auch viele von den Nichtjuden waren erbittert und empört über diesen gemeinen Mord.

Der Mörder erhält seine Strafe

36 Als der König aus Kilikien zurückgekehrt war, gingen die Juden von Antiochia zu ihm und legten Protest ein wegen der völlig rechtswidrigen Tötung von Onias; auch die Griechen gaben ihrer Empörung Ausdruck.

37 König Antiochus war von tiefer Trauer und von Mitleid bewegt; er weinte, weil ein so besonnener und untadeliger Mann auf solche Weise hatte sterben müssen.

38 In glühendem Zorn ließ er Andronikus auf der Stelle das Purpurgewand wegnehmen, die Kleider vom Leibe reißen und ihn so durch die ganze Stadt führen bis zu der Stelle, wo das Verbrechen an Onias geschehen war. Genau an der Stelle ließ er den Mörder hinrichten. Auf diese Weise erhielt Andronikus vom Herrn die verdiente Strafe.

Ein Tempelräuber wird gelyncht

39 Lysimachus hatte sich inzwischen im Einverständnis mit seinem Bruder Menelaus zahllose Übergriffe auf den Tempelschatz erlaubt. Viele goldene Geräte waren schon hierhin und dorthin veräußert worden. Als das bekannt wurde, rottete sich das Volk von Jerusalem gegen Lysimachus zusammen.

40 Der stellte eine Truppe von etwa 3000 Mann auf und ließ sie gegen die aufgebrachte und vor Zorn kochende Menge vorgehen. Anführer dieser Truppe war Auranus, ein Mann von vorgerücktem Alter – und ebenso vorgerücktem Unverstand.

41 Als die im Vorhof des Tempels versammelten Menschen merkten, dass Lysimachus angreifen ließ, nahmen sie Steine und Holzknüppel, aber auch Asche, die vom Brandopferaltar abgeräumt worden war, und schleuderten das alles auf Lysimachus und seine Leute.

42 Viele der Angreifer wurden verwundet, einige getötet; wer noch laufen konnte, ergriff die Flucht. Der Tempelräuber selbst aber, Lysimachus, wurde bei der Schatzkammer totgeschlagen.

Menelaus rettet sich durch Bestechung

43 Wegen dieser Vorfälle wurde eine gerichtliche Untersuchung gegen Menelaus eingeleitet.

44 Als König Antiochus nach Tyrus kam, sandte der Ältestenrat von Jerusalem drei Männer dorthin, die vor dem König die Anklage erhoben.

45 Menelaus hatte den Prozess schon so gut wie verloren, da versprach er Ptolemäus, dem Sohn von Dorymenes, er werde ihm eine hohe Geldsumme geben, wenn er den König dazu überrede, den Prozess zu seinen Gunsten zu entscheiden.

46 Ptolemäus nahm darauf den König beiseite, führte ihn in einen Säulengang, als wolle er ihm eine kleine Ruhepause verschaffen, und stimmte ihn um.

47 Der König sprach daraufhin den schuldigen Menelaus frei. Die drei Unglücklichen aber, die vom Ältestenrat abgesandt worden waren und die man selbst bei den grausamen Skythen für unschuldig erklärt haben würde, verurteilte er zum Tod.

48 Sie wurden auch sofort hingerichtet – sie, die sich doch lediglich für Jerusalem und das Volk von Judäa und für die geraubten Tempelgeräte eingesetzt hatten.

49 Selbst einzelne Bürger von Tyrus zeigten offen, dass sie mit diesem Verbrechen nicht einverstanden waren. Durch großzügige Spenden sorgten sie für eine ehrenvolle Bestattung der Hingerichteten.

50 Menelaus aber blieb – dank der Geldgier der Machthaber – im Amt. Seine Schlechtigkeit nahm immer mehr zu und er wurde zum schlimmsten Feind seines Volkes.

Lutherbibel

Lutherbibel 2017

Onias beim König

1 Jener Simon aber, der den Schatz und sein Vaterland verraten hatte, verleumdete den Onias, kein anderer als er habe dem Heliodor übel mitgespielt und sein Unglück angestiftet;

2 er beschuldigte ihn sogar, selbst Herr im Land werden zu wollen, obwohl er doch der Stadt alles Gute tat und es mit seinem Volk treu meinte und voll Eifer an Gottes Geboten festhielt.

3 Als nun die Feindschaft so groß geworden war, dass einer von Simons Vertrauten sogar Morde verübte,

4 und als Onias sah, dass viel Unheil aus solcher Uneinigkeit kommen würde, weil Apollonius, der Sohn des Menestheus, der Befehlshaber in Zölesyrien und Phönizien, den Simon in seiner Bosheit noch bestärkte,

5 da machte Onias sich auf zum König, nicht, um seine Mitbürger zu verklagen, sondern weil er auf das Wohl des ganzen Volkes und jedes Einzelnen bedacht war.

6 Denn er sah: Wenn der König nicht Vorsorge treffen würde, so wäre es nicht möglich, im öffentlichen Leben noch zum Frieden zu kommen und Simon von seiner Torheit abzubringen.

Jason wird Hoherpriester

7 Als aber Seleukus gestorben und die Herrschaft an Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes gekommen war, erschlich Jason, der Bruder des Onias, sich das Amt des Hohenpriesters.

8 Er sandte dem König eine Bittschrift und versprach dreihundertsechzig Talente Silber und aus anderm Einkommen achtzig Talente.

9 Und darüber hinaus versprach er, ihm noch hundertfünfzig Talente zu überschreiben, wenn man gestatten wollte, dass er aus eigner Vollmacht ein Gymnasion und einen Kampfplatz nach griechischer Art für junge Leute herrichtete und die Jerusalemer zu Bürgern Antiochias erklärte.

10 Als der König zustimmte und Jason die Macht ergriffen hatte, gewöhnte er sogleich seine jüdischen Mitbürger an die griechische Lebensart.

11 Und die Vorrechte, die der König aus Menschenfreundlichkeit den Juden durch Vermittlung des Johannes verliehen hatte, des Vaters jenes Eupolemus, der als Gesandter nach Rom geschickt wurde, um über Freundschaft und Waffenhilfe zu verhandeln, die gab er auf, schaffte die alten gesetzmäßigen Einrichtungen ab und führte neue Sitten ein, die dem Gesetz widersprachen.

12 Ganz bewusst nämlich baute er unter der Burg ein Gymnasion und brachte die stärksten der jungen Leute dazu, dort an den Wettkämpfen teilzunehmen.

13 Und das griechische Wesen und die Aneignung fremder Sitten nahmen durch die übergroße Ruchlosigkeit des gottlosen falschen Hohenpriesters Jason so überhand,

14 dass die Priester nicht mehr eifrig im Dienst am Altar waren, vielmehr den Tempel verachteten und die Opfer vernachlässigten und nach dem Ertönen des Zeichens zur Kampfbahn liefen und an den gesetzwidrigen Spielen teilnahmen;

15 und was den Vätern eine Ehre war, galt ihnen nichts, aber die griechischen Auszeichnungen hielten sie für ungemein wertvoll.

16 Dafür mussten sie bezahlen; denn gerade die, denen sie in ihren Spielen und auch sonst ganz gleich werden wollten, wurden zu ihren Feinden und Rächern.

17 Denn mit Gottes Geboten ist nicht zu scherzen – das wird sich in der Folge zeigen.

18 Als man nun in Tyrus das Kampfspiel hielt, das alle vier Jahre gefeiert wurde, und der König selbst dabei war,

19 schickte der ruchlose Jason einige Jerusalemer, die zu Antiochenern geworden waren, als Festgesandtschaft und durch sie dreihundert Drachmen Silber, um dem Herakles davon zu opfern. Als sie das überbrachten, baten sie darum, es nicht zum Opfer zu verwenden, weil sich das nicht schicken würde, sondern es für etwas anderes zurückzulegen.

20 Obgleich er also das Geld zum Opfer für Herakles gesendet hatte, verwendete man es wegen der Männer, die es überbracht hatten, zur Ausrüstung von Kriegsschiffen.

21 Antiochus sandte Apollonius, den Sohn des Menestheus, wegen der Thronbesteigung des Königs Philometor nach Ägypten. So erfuhr Antiochus, dass ihm Philometor nicht mehr geneigt war, und daher war er auf seine Sicherheit bedacht; deshalb kam er nach Joppe und begab sich nach Jerusalem.

22 Er wurde von Jason und der ganzen Stadt prächtig empfangen und mit Fackeln und großem Triumph hineingeleitet. Danach zog er mit seinem Heer wieder nach Phönizien.

Menelaus wird Hoherpriester

23 Aber nach drei Jahren schickte Jason den Menelaus, den Bruder des oben genannten Simon, um dem König das Geld zu überbringen und notwendige Regierungsgeschäfte schriftlich abzuschließen.

24 Und als er zum König vorgelassen wurde, huldigte er ihm heuchlerisch und brachte das Amt des Hohenpriesters dadurch an sich selber, dass er dem König dreihundert Talente Silber mehr gab als Jason.

25 Und nachdem er die königliche Beauftragung empfangen hatte, kam er nach Jerusalem; aber er hatte nichts von einem Hohenpriester an sich, sondern die Leidenschaften eines rohen Tyrannen und die Wut eines wilden Tieres.

26 So wurde Jason, der seinen eigenen Bruder betrogen hatte, wieder durch einen andern betrogen und musste in das Land der Ammoniter fliehen;

27 und Menelaus bemächtigte sich der Herrschaft. Als er aber das Geld, das er dem König versprochen hatte, nicht entrichtete,

28 obwohl es Sostratus, der Burghauptmann, an den das Geld zu zahlen war, von ihm forderte, ließ der König die beiden vor sich laden.

29 Und Menelaus ließ als seinen Stellvertreter im Amt des Hohenpriesters seinen Bruder Lysimachus zurück, Sostratus aber als seinen Stellvertreter den Krates, den Hauptmann über die Kriegsleute aus Zypern.

Die Ermordung des Onias

30 Als die Dinge so standen, gab es in Tarsus und Mallus einen Aufruhr, weil der König diese Städte seiner Nebenfrau Antiochis geschenkt hatte.

31 Da machte sich der König eilends auf, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen, und ließ den Andronikus, einen seiner angesehensten Würdenträger, als Statthalter zurück.

32 Menelaus aber dachte, dass er diese gute Gelegenheit nützen müsste: Er stahl einige goldene Geräte aus dem Tempel und schenkte sie dem Andronikus; andere hatte er nach Tyrus und in die umliegenden Städte verkauft.

33 Als das Onias erfuhr, begab er sich in den Schutz eines Tempels in Daphne, das bei Antiochia liegt, und tadelte Menelaus scharf.

34 Da nahm dieser den Andronikus beiseite und forderte ihn auf, Hand an Onias zu legen. Andronikus ging zu Onias, beredete ihn mit List, gab ihm Handschlag und Eid, und obwohl Onias einen Verdacht hegte, überredete Andronikus ihn, aus der Freistatt herauszukommen. Dann aber brachte er ihn sogleich um ohne alle Scheu vor dem Recht.

35 Das fanden nicht allein die Juden entsetzlich, sondern auch viele aus den andern Völkern; sie waren entrüstet über den ruchlosen Mord an diesem Mann.

36 Als nun der König aus Kilikien wieder heimkehrte, wandten sich die Juden in der Stadt an ihn, und auch die Griechen zeigten sich mit ihnen darüber empört, dass Onias gewissenlos ermordet worden war.

37 Und Antiochus war in tiefster Seele betrübt und von Mitleid ergriffen und weinte, dass ein Mann von so edler Gesinnung und so untadeliger Haltung umgekommen war;

38 und er ergrimmte voll Zorn und ließ dem Andronikus sogleich das Purpurkleid abnehmen und die Kleider zerreißen, ihn so in der ganzen Stadt umherführen und zuletzt den Meuchelmörder an dem Ort aus der Welt schaffen, wo er Onias heimtückisch umgebracht hatte. So hat ihn der Herr nach seinem Verdienst bestraft.

Der Aufstand gegen Lysimachus

39 Als aber Lysimachus in der Stadt mit Wissen seines Bruders Menelaus viel aus dem Tempel gestohlen hatte und die Kunde davon unter die Leute gekommen war, versammelte sich die Gemeinde gegen Lysimachus, als schon viele goldene Geräte weggebracht worden waren.

40 Als nun die Massen sich erregten und sehr zornig waren, bewaffnete Lysimachus an die dreitausend Mann und begann mit Gewalttaten; dabei war der Anführer ein gewisser Auranus, gereift an Jahren, doch nicht an Verstand.

41 Als die Bürger sahen, dass Lysimachus sie angreifen ließ, nahmen die einen Steine, die andern dicke Äste, wieder andre rafften etwas von der daliegenden Asche zusammen und warfen alles miteinander auf die Leute des Lysimachus,

42 sodass viele von ihnen verwundet, andre zu Boden geschlagen wurden, alle aber davonliefen. Den Tempelräuber selbst aber erschlugen sie bei der Schatzkammer.

Der Prozess gegen Menelaus

43 Wegen dieser Vorgänge wurde Menelaus vor Gericht gezogen.

44 Und sobald der König nach Tyrus gekommen war, trugen ihm drei Gesandte aus dem Rat der Ältesten die Klage vor.

45 Als aber Menelaus schon unterlegen war, versprach er Ptolemäus, dem Sohn des Dorymenes, viel Geld, damit er beim König für ihn bitten sollte.

46 Da nahm Ptolemäus den König beiseite und ging mit ihm in einen Säulengang, als wollte er ihm Kühlung verschaffen, und stimmte ihn um,

47 sodass er den Menelaus, der doch alles Unglück angerichtet hatte, von der Anklage freisprach, aber die armen Leute zum Tode verurteilte, die doch sogar bei den Skythen als unschuldig erkannt und freigelassen worden wären.

48 Sogleich mussten die, die für die Stadt, das Volk und die heiligen Geräte eingetreten waren, unschuldig sterben.

49 Darüber waren sogar Leute von Tyrus empört, und sie bereiteten ihnen ein großartiges Begräbnis.

50 Menelaus aber blieb an der Macht dank der Habsucht der Herrschenden und trieb es je länger, desto ärger und tat den Bürgern alles Unrecht an.

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