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Lutherbibel
Elisa mehrt das Öl der Witwe
1 Und es schrie eine Frau unter den Frauen der Prophetenjünger zu Elisa und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben; und du weißt ja, dass dein Knecht den Herrn fürchtete. Nun kommt der Schuldherr und will meine beiden Kinder nehmen zu leibeigenen Knechten.
2 Elisa sprach zu ihr: Was soll ich dir tun? Sage mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause als einen Krug Öl.
3 Er sprach: Geh hin und erbitte draußen von allen deinen Nachbarinnen leere Gefäße, aber nicht zu wenig,
4 und geh ins Haus und schließ die Tür zu hinter dir und deinen Söhnen und gieß in alle Gefäße; und wenn du sie gefüllt hast, so stelle sie beiseite.
5 Sie ging hin und schloss die Tür zu hinter sich und ihren Söhnen; diese brachten ihr die Gefäße herbei, und sie goss ein.
6 Und als die Gefäße voll waren, sprach sie zu ihrem Sohn: Reiche mir noch ein Gefäß her! Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefäß mehr hier. Da stand das Öl.
7 Und sie kam und sagte es dem Mann Gottes an. Er sprach: Geh hin, verkaufe das Öl und bezahle deine Schulden; du aber und deine Söhne, nährt euch von dem Übrigen.
Elisa verheißt der Schunemiterin einen Sohn und erweckt das tote Kind
8 Und es begab sich eines Tages, dass Elisa nach Schunem ging. Dort war eine reiche Frau; die nötigte ihn, dass er bei ihr aß. Und sooft er dort durchkam, kehrte er bei ihr ein und aß bei ihr.
9 Und sie sprach zu ihrem Mann: Siehe, ich weiß, dass dies ein heiliger Mann Gottes ist, der immer hier durchkommt.
10 Lass uns ihm eine kleine gemauerte Kammer oben machen und Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter hinstellen, damit er dort einkehren kann, wenn er zu uns kommt.
11 Und es begab sich eines Tages, dass Elisa dort einkehrte und sich oben in die Kammer legte und darin schlief.
12 Danach sprach er zu seinem Diener Gehasi: Ruf die Schunemiterin! Und als Gehasi sie rief, trat sie vor ihn.
13 Elisa aber sprach zu Gehasi: Sage ihr: Siehe, du hast uns all diesen Dienst getan; was soll ich dir tun? Brauchst du Fürsprache beim König oder beim Feldhauptmann? Sie sprach: Ich wohne unter meinen Leuten.
14 Elisa sprach: Was soll ich ihr dann tun? Gehasi sprach: Ach, sie hat keinen Sohn, und ihr Mann ist alt.
15 Er sprach: Ruf sie her! Und als er sie rief, trat sie in die Tür.
16 Und er sprach: Um diese Zeit übers Jahr sollst du einen Sohn herzen. Sie sprach: Ach nicht, mein Herr, du Mann Gottes! Täusche deine Magd nicht!
17 Und die Frau ward schwanger und gebar einen Sohn um dieselbe Zeit übers Jahr, wie ihr Elisa zugesagt hatte.
18 Als aber das Kind groß wurde, begab es sich, dass es hinaus zu seinem Vater zu den Schnittern ging
19 und sprach zu seinem Vater: O mein Kopf, mein Kopf! Er sprach zu einem Knecht: Bringe ihn zu seiner Mutter!
20 Und der nahm ihn und brachte ihn hinein zu seiner Mutter. Und er saß auf ihrem Schoß bis zum Mittag, da starb er.
21 Und sie ging hinauf und legte ihn aufs Bett des Mannes Gottes, schloss hinter ihm zu und ging hinaus
22 und rief ihren Mann und sprach: Schicke mir einen der Knechte und eine Eselin; ich will eilends zu dem Mann Gottes und bald zurückkommen.
23 Er sprach: Warum willst du zu ihm? Ist doch heute weder Neumond noch Sabbat. Sie sprach: Es ist gut!
24 Und sie sattelte die Eselin und sprach zu ihrem Knecht: Treib an und halte mich nicht auf beim Reiten, bis ich dir’s sage!
25 So zog sie hin und kam zu dem Mann Gottes auf den Berg Karmel. Als aber der Mann Gottes sie kommen sah, sprach er zu seinem Diener Gehasi: Siehe, die Schunemiterin ist da!
26 So lauf ihr nun entgegen und frage sie, ob es ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn gut gehe. Sie sprach: Gut!
27 Als sie aber zu dem Mann Gottes auf den Berg kam, umfing sie seine Füße; Gehasi aber trat herzu, um sie wegzustoßen. Aber der Mann Gottes sprach: Lass sie, denn ihre Seele ist betrübt, und der Herr hat mir’s verborgen und nicht kundgetan!
28 Sie sprach: Wann hab ich einen Sohn erbeten von meinem Herrn? Sagte ich nicht, du solltest mich nicht täuschen?
29 Er sprach zu Gehasi: Gürte deine Lenden und nimm meinen Stab in deine Hand und geh hin, und wenn dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht, und grüßt dich jemand, so danke ihm nicht, und lege meinen Stab auf des Knaben Antlitz.
30 Aber die Mutter des Knaben sprach: So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: Ich lasse nicht von dir! Da machte er sich auf und ging ihr nach.
31 Gehasi aber ging vor ihnen hin und legte den Stab dem Knaben aufs Antlitz: da war aber keine Stimme und kein Aufmerken. Und er ging zurück Elisa entgegen und sagte ihm: Der Knabe ist nicht aufgewacht.
32 Und als Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf seinem Bett.
33 Und er ging hinein und schloss die Tür hinter sich zu und betete zu dem Herrn
34 und stieg aufs Bett und legte sich auf das Kind und legte seinen Mund auf des Kindes Mund und seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände und breitete sich so über ihn; da wurde des Kindes Leib warm.
35 Er aber stand wieder auf und ging im Haus einmal hierhin und dahin und stieg wieder aufs Bett und breitete sich über ihn. Da nieste der Knabe sieben Mal; danach tat der Knabe seine Augen auf.
36 Und Elisa rief Gehasi und sprach: Ruf die Schunemiterin! Und als er sie rief, kam sie hinein zu ihm. Er sprach: Da, nimm hin deinen Sohn!
37 Da kam sie und fiel nieder zu seinen Füßen und neigte sich zur Erde und nahm ihren Sohn und ging hinaus.
Elisa macht schädliche Speise gesund und speist viele mit zwanzig Broten
38 Als aber Elisa wieder nach Gilgal kam, war Hungersnot im Lande. Und als die Prophetenjünger vor ihm saßen, sprach er zu seinem Diener: Setze einen großen Topf auf und koche ein Gemüse für die Prophetenjünger!
39 Da ging einer aufs Feld, um Kraut zu sammeln, und fand ein Rankengewächs und pflückte sein Kleid voll mit wilden Gurken. Und als er kam, schnitt er’s in den Topf zum Gemüse – sie kannten’s aber nicht –
40 und legte es den Männern zum Essen vor. Als sie nun von dem Gemüse aßen, schrien sie und sprachen: O Mann Gottes, der Tod im Topf! Denn sie konnten’s nicht essen.
41 Er aber sprach: Bringt Mehl her! Und er tat’s in den Topf und sprach: Lege es den Leuten vor, dass sie essen! Da war nichts Böses mehr in dem Topf.
42 Es kam aber ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Gerstenbrote, und neues Getreide in seinem Beutel. Er aber sprach: Gib’s den Leuten, dass sie essen!
43 Sein Diener sprach: Wie soll ich davon hundert Mann geben? Er sprach: Gib den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der Herr: Man wird essen und es wird noch übrig bleiben.
44 Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und es blieb noch übrig nach dem Wort des Herrn.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart