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Lutherbibel
Das Lob der Weisheit
1 Die Weisheit preist sich selbst, und im Volk rühmt sie sich.
2 Sie tut ihren Mund auf in der Gemeinde des Höchsten und rühmt sich im Angesicht seiner Macht:
3 »Ich ging aus vom Munde des Höchsten und bedeckte wie Nebel die Erde.
4 Mein Zelt war in der Höhe und auf einer Wolkensäule mein Thron.
5 Ich allein umkreiste des Himmels Gewölbe und durchzog die Tiefe des Abgrunds.
6 Auf den Wogen des Meeres, überall auf Erden, unter allen Menschen und Völkern gewann ich Besitz.
7 Bei diesen allen suchte ich Wohnung, um in einem Land Erbbesitz zu finden.
8 Da gebot mir der Schöpfer aller Dinge, und der mich geschaffen hat, gab mir eine bleibende Wohnung und sprach: In Jakob sollst du wohnen, und in Israel soll dein Erbbesitz sein.
9 Vor der Welt, von Anbeginn hat er mich geschaffen, und ich werde ewig bleiben.
10 Im heiligen Zelt habe ich vor ihm gedient und so auf dem Zion eine feste Stätte gefunden.
11 Er hat mich in die geliebte Stadt gesetzt, dass ich in Jerusalem regieren sollte.
12 Ich habe Wurzeln geschlagen bei einem geehrten Volk, im Eigentum des Herrn, meinem Erbteil.
13 Ich bin hochgewachsen wie eine Zeder auf dem Libanon und wie eine Zypresse auf dem Gebirge Hermon.
14 Ich bin hochgewachsen wie eine Palme in En-Gedi und wie die Rosenstöcke in Jericho, wie ein schöner Ölbaum auf freiem Felde; ich bin hochgewachsen wie eine Platane.
15 Ich strömte einen lieblichen Geruch aus wie Zimt und köstliche Kräuter und duftete wie die beste Myrrhe, wie Galbanum und Onyx und Harz und wie der Weihrauch im Tempel.
16 Ich breitete meine Zweige aus wie eine Terebinthe, und meine Zweige waren herrlich und schön.
17 Ich spross lieblich wie der Weinstock, und meine Blüte brachte herrliche und reiche Frucht.
18 [Ich bin die Mutter der schönen Liebe und der Gottesfurcht und der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung. Mit allen meinen Kindern gebe ich denen Leben, die von ihm benannt sind. ]
19 Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir verlangt, und sättigt euch an meinen Früchten!
20 Denn an mich zu denken, ist süßer als Honig, und mich zu besitzen, süßer als Honigseim.
21 Wer von mir isst, den hungert immer nach mir; und wer von mir trinkt, den dürstet immer nach mir.
22 Wer mir gehorcht, der wird nicht zuschanden; und wer mir dient, der wird nicht sündigen. «
Weisheit und Gotteswort
23 Dies alles ist das Buch des Bundes, den der höchste Gott aufgerichtet hat, das Gesetz, das uns Mose befohlen hat, das Erbe der Gemeinden Jakobs.
24 [Werdet nicht müde, stark zu sein im Herrn, hängt ihm an, damit er euch stärkt. Der Herr, der Allmächtige, er allein ist Gott, und es gibt keinen Retter außer ihm. ]
25 Das Gesetz erfüllt mit Weisheit, so wie der Pischon und der Tigris anschwellen in den Tagen des Frühlings;
26 es lässt Verstand überströmen wie der Euphrat und wie der Jordan in den Tagen der Ernte;
27 es lässt Bildung aufscheinen wie Licht, wie der Gihon in den Tagen der Weinlese.
28 Niemand hat bisher die Tiefe der Weisheit erkannt, und niemand wird sie je ergründen.
29 Denn ihr Sinn ist reicher als das Meer und ihr Rat tiefer als der große Abgrund.
30 So ging auch ich aus einem Strom hervor wie ein Wassergraben, wie eine Wasserleitung zu einem Lustgarten.
31 Ich sprach: Ich will meinen Garten wässern und meine Beete tränken. Und siehe, mein Wassergraben führt wieder zum Strom und mein Strom zum Meer.
32 Immerdar lasse ich Bildung leuchten wie den lichten Morgen und lasse sie scheinen bis in die Ferne.
33 Immerdar schütte ich meine Lehre aus wie eine Weissagung und hinterlasse sie künftigen Geschlechtern.
34 Seht, dass ich mich nicht für mich allein gemüht habe, sondern für alle, die Weisheit suchen.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart