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Lutherbibel
1 Und deinem Freund werde nicht zum Feind. Denn ein schlechter Ruf bringt Schimpf und Schande; so ergeht es dem doppelzüngigen Sünder.
2 Überhebe dich nicht an deinen Wünschen, damit deine Seele nicht geschunden werde wie ein Stier unter dem Joch.
3 Deine Blätter werden sie verschlingen und deine Früchte vernichten, und du wirst enden wie ein verdorrter Baum.
4 Eine verdorbene Seele richtet ihren Besitzer zugrunde und macht ihn zum Gespött seiner Feinde.
Vom Umgang mit Freunden
5 Wer freundlich redet, der macht sich viele Freunde; und wer wohlwollend spricht, der verbreitet Güte.
6 Lebe in Frieden mit vielen, aber zum Ratgeber nimm unter tausend nur einen.
7 Willst du einen Freund finden, so erprobe zuerst seine Treue und vertrau ihm nicht allzu rasch.
8 Denn mancher ist ein Freund, solange es ihm gefällt; doch in der Not hält er nicht stand.
9 Und mancher Freund wird bald zum Feind und macht den Streit bekannt, der dich beschämt.
10 Und mancher Freund sitzt mit dir am Tisch, doch in der Not hält er nicht stand.
11 Solange dir’s gut geht, tut er wie du und gebietet deinen Dienern;
12 geht dir’s aber schlecht, so stellt er sich gegen dich und verbirgt sich vor dir.
13 Halte dich fern von deinen Feinden, aber sei auch vor den Freunden auf der Hut.
14 Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer den findet, der findet einen großen Schatz.
15 Ein treuer Freund ist nicht mit Gold aufzuwiegen, und sein Wert ist nicht hoch genug zu schätzen.
16 Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben; ihn findet, wer den Herrn fürchtet.
17 Denn wer den Herrn fürchtet, der wird auch gute Freundschaft halten; und wie er ist, so wird auch sein Nächster sein.
Das Leben in der Weisheit
18 Mein Kind, lass dich erziehen von Jugend an, so wirst du bis ins hohe Alter Weisheit finden.
19 Geh an sie heran wie einer, der pflügt und sät, und warte auf ihre guten Früchte. In ihrem Dienst brauchst du dich nur ein wenig zu mühen, so wirst du bald von ihren Früchten essen.
20 Ein steiniger Acker ist die Weisheit für alle, die sich nicht erziehen lassen, und ein Unverständiger hält es bei ihr nicht aus.
21 Denn sie ist für ihn ein schwerer Prüfstein, und er wirft sie bald von sich.
22 Denn die Weisheit wird ihrem Namen gerecht, aber sie offenbart sich nur wenigen.
23 Höre, mein Kind, nimm meine Lehre an und weise meinen Rat nicht zurück.
24 Leg deine Füße in ihre Fesseln und deinen Hals in ihr Eisen.
25 Beuge deine Schultern, nimm sie auf dich und sperre dich nicht gegen ihre Bande.
26 Von ganzer Seele wende dich ihr zu, und bleib auf ihren Wegen mit all deiner Kraft.
27 Forsche nach ihr und suche sie, so lässt sie sich erkennen; und wenn du sie ergriffen hast, so lass sie nicht mehr los.
28 Denn am Ende wirst du in ihr Ruhe finden, und sie wird sich für dich in Freude verwandeln.
29 Ihre Fesseln werden dir ein starker Schutz sein und ihr Halseisen ein herrlicher Reif.
30 Denn ihr Schmuck ist aus Gold, und ihre Fesseln sind hyazinthfarbene Bänder.
31 Als herrliches Gewand wirst du sie anziehen und als schöne Krone dir aufsetzen.
32 Wenn du willst, mein Kind, wirst du erzogen; und setzt du dein Herz daran, so wirst du klug.
33 Hörst du gerne zu, so wirst du sie empfangen, und neigst du deine Ohren, so wirst du weise werden.
34 Unter den Ältesten halte dich auf, und ihrer Weisheit folge nach.
35 Höre gern von Gottes Taten, und lass dir keinen Weisheitsspruch entgehen.
36 Wenn du einen Verständigen siehst, geh eifrig zu ihm, und dein Fuß trete seine Schwelle aus.
37 Betrachte immer die Gebote des Herrn und halte dich stets an sein Wort; so macht er dein Herz fest, und das Verlangen nach Weisheit wird dir zuteil.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart