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Lutherbibel

1 Gewaltig erstreckt sie sich von einem Ende zum andern, und vortrefflich regiert sie das All.

Der Lebensbund Salomos mit der Weisheit

2 Diese Weisheit habe ich geliebt und gesucht von meiner Jugend an und danach getrachtet, sie mir zur Braut zu nehmen, und ich habe ihre Schönheit lieb gewonnen.

3 Sie ist von herrlichem Adel, denn sie ist eine Gefährtin Gottes, und der Herr aller Dinge hat sie lieb.

4 Denn sie ist in Gottes Wissen eingeweiht und hat teil an seinen Werken.

5 Ist aber Reichtum ein köstlich Ding im Leben, was ist dann reicher als die Weisheit, die alles schafft?

6 Ist’s aber Klugheit, die etwas schafft, wer ist dann der Klugheit Schöpferin, wenn nicht die Weisheit?

7 Hat aber jemand Gerechtigkeit lieb – so ist es die Weisheit, welche die Tugenden wirkt. Denn sie lehrt Besonnenheit und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, und nichts Nützlicheres als dies gibt es im Leben für die Menschen.

8 Begehrt aber jemand, viele Dinge zu wissen, so ist es die Weisheit, die das Vergangene kennt und das Zukünftige errät. Sie versteht sich auf gewandte Rede und weiß, Rätsel zu lösen. Zeichen und Wunder erkennt sie im Voraus und was Stunden und Zeiten bringen werden.

9 Daher habe ich beschlossen, mir die Weisheit zur Gefährtin zu nehmen, denn ich wusste, dass sie mir ein Ratgeber zum Guten sein würde und ein Trost in Sorgen und Traurigkeit.

10 Ich werde ihretwegen Ruhm beim Volk und Ehre bei den Alten haben, obwohl ich jung bin.

11 Ich werde als scharfsinnig gelten, wenn ich Recht spreche, und bewundert werden bei den Mächtigen.

12 Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten; wenn ich rede, werden sie aufmerken; wenn ich weiterrede, werden sie die Hand auf ihren Mund legen.

13 Ich werde ihretwegen Unsterblichkeit empfangen und ein ewiges Andenken bei denen hinterlassen, die nach mir kommen.

14 Ich werde Völker regieren, und Nationen werden mir untertan sein.

15 Grausame Tyrannen werden sich fürchten, wenn sie von mir hören; in der Menge werde ich mich tüchtig zeigen und im Krieg tapfer.

16 Kehre ich aber heim, so finde ich bei der Weisheit Ruhe. Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.

17 Das bedachte ich bei mir und erwog es in meinem Herzen: Wer bei der Weisheit ruht, gewinnt Unsterblichkeit,

18 und wer mit ihr befreundet ist, wahre Lust. Wer seiner Hände Arbeit mit ihr verrichtet, hat unerschöpflichen Reichtum, und wer mit ihr Gemeinschaft pflegt, Klugheit. Und guter Ruf wird dem zuteil, der mit ihr Zwiesprache hält. Darum ging ich umher und suchte, wie ich sie zu mir nehmen könnte.

19 Ich war aber ein schöner junger Mann und hatte eine edle Seele empfangen,

20 oder vielmehr: Da ich edel war, kam ich in einen makellosen Leib.

21 Als ich aber erkannte, dass ich die Weisheit nur erlangen kann, wenn Gott sie mir gibt – und es war schon Klugheit zu wissen, von wem diese Gnadengabe kommt –, da wandte ich mich an den Herrn, betete zu ihm und sprach von ganzem Herzen:

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