Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI., ist gestorben
Papst em. Benedikt XVI. verstorben: Wir danken Gott für das Leben von Joseph Ratzinger (1927-2022). Als einer der brillantesten Theologen unserer Zeit und Kirchenleiter inspirierte er durch sein biblisch-kindliches Gottvertrauen.
„Er trug die Schönheit und Wahrheit des Evangeliums in eine neue Zeit“.
Benedikt XVI., der schon vor einiger Zeit verkündete, er „pilgere innerlich nach Hause“, hat sein Ziel nun erreicht. Er schaut jetzt selbst die Herrlichkeit Gottes, die er als brillanter Theologe und später als Papst verkündigte.
„Nach einem großen Papst, Johannes Paul II., haben die Herren Kardinäle mich gewählt, einen einfachen, unwürdigen Arbeiter im Weinberg des Herrn."
Mit diesen bescheidenen Worten begann Joseph Aloisius Ratzinger im Jahr 2005 sein Amt als Nachfolger von Papst Johannes Paul II. auf dem Stuhl Petri. Mit 78 Jahren war der brillante Theologe bei seiner Wahl älter als alle Päpste der letzten Jahrhunderte.
Seine Jugend war geprägt von den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs, in dem er selbst als Soldat eingesetzt war. Somit scheint es nicht verwunderlich, dass Ratzinger sich für den Papstnamen Benedikt entschied – eine Erinnerung unter anderem an Papst Benedikt XV., der sich im ersten Weltkrieg für den Frieden stark gemacht hatte.
Seine große theologische Begabung zeigte sich früh. Mit 24 in München zum Priester geweiht, unterrichtete er bald als Dozent andere Theologiestudenten, promovierte mit 26 und war mit nur 31 Jahren Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie. Schnell wurde er zu einem der führenden Theologen unserer Zeit. Bei großer persönlicher Bescheidenheit arbeitete er auf höchstem wissenschaftlichem Niveau daran, das Evangelium vor Beliebigkeit und Umdeutungen zu bewahren und die Schönheit der eigentlichen christlichen Botschaft immer wieder neu freizulegen.
Da seine theologischen Ergebnisse nicht immer dem Geschmack des sich wandelnden Zeitgeists entsprachen, hatte er häufig Gegenwind. Dennoch oder gerade deshalb ist sein Leben der leuchtende Beweis, dass die Spitze der theologischen Wissenschaft und ein kindlich-offener Jesus-Glaube sich gegenseitig befruchten können.
Auch unter evangelischen Christen sind seine Bücher, die tiefe theologische Wahrheit in einfachen Worten erklären, gern gelesene Glaubenshilfen, z.B. seine „Einführung in das Christentum“.
Wie viele konservative Gottesleute stand auch Ratzinger zeitlebens in der Kritik mancher Medien. So wurde in den letzten Jahren versucht, ihn mit Missbrauchsfällen in Verbindung zu bringen. Jeder kann selbst beurteilen, wie schwerwiegend es einzuschätzen ist, dass Ratzinger vor über 42 Jahren als Kardinal von München-Freising im Januar 1980 bei einer Sitzung war, in der auf Bitte des Bistums Essen einem Priester von dort zur Therapie wegen sexuellem Missbrauch eine Unterkunft in Bayern erlaubt wurde – sonst wurde bei ihm nichts gefunden. Im Gegenteil, später kümmerte er sich im Vatikan persönlich darum, das weltweite Vorgehen gegen Kindesmissbrauch zu verschärfen.
Denn Ratzingers theologisches Genie und seine Treue zur katholischen Lehre führten dazu, dass ihn Papst Johannes Paul II. zum Leiter der Glaubenskongregation und somit in den Vatikan berief. Nach dem Tod seines Vorgängers leitete Ratzinger Kardinalsdekan die Begräbnisfeier Johannes Pauls II. und stand dem folgenden Konklave vor. Seine Kollegen wählten ihn dort zum 265te Nachfolger des Heiligen Petrus.
In der gesamten Welt und besonders in Deutschland feierten die Katholiken die Wahl des inzwischen 78jährigen ersten deutschen Papstes seit 1523. Acht Jahre blieb Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. im Amt, bevor er 2013 als erster Papst seit langem seinen Rücktritt verkündete. Viele Gläubige bedauerten diesen Schritt, der aber auch viel Mut sowie die Liebe und das Verantwortungsgefühl Benedikts für seine Kirche offenbarte. Unter anderem würdigte sein Nachfolger Franziskus das Wirken Benedikts: „Mit großer Zuneigung und tiefer Dankbarkeit denke ich an meinen verehrten Vorgänger Benedikt XVI., der in diesen Jahren seines Pontifikats die Kirche mit seiner Lehre, mit seiner Güte, seiner Leitung, seinem Glauben, mit seiner Demut und seiner Sanftmut bereichert und gestärkt hat. Das bleibt als spirituelles Erbe für alle erhalten.“
Benedikt XVI., der schon vor einiger Zeit verkündete, er „pilgere innerlich nach Hause“, hat sein Ziel nun erreicht. Er schaut jetzt selbst die Herrlichkeit Gottes, die er als brillanter Theologe und später als Papst verkündigte.