Welche Unterschiede gibt es bei der Taufe in verschiedenen Konfessionen?
Im Vergleich der Kirchen: Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Taufen
Die Taufe ist eines der zentralen Rituale des Christentums, doch die Art und Weise, wie sie verstanden und praktiziert wird, ist in den verschiedenen Konfessionen durchaus unterschiedlich. In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Taufe in der Evangelischen Kirche, der Römisch-Katholischen Kirche, der Orthodoxen Kirche und den Freikirchen. Die grundsätzliche Bedeutung ist in den Konfessionen ähnlich, weshalb sie auch wechselseitig anerkannt wird und nicht wiederholbar ist. Eine Ausnahme sind Freikirchen, die eine Säuglingstaufe häufig nicht als Taufe anerkennen.
Die christliche Taufe geht auf den Auftrag von Jesus Christus zurück, der sagte: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 18-20).
Gültigkeit der Taufe
Allgemein gilt: Nur eine mit Wasser und auf den Namen des Dreieinigen Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) vollzogene Taufe ist gültig – und sie bleibt es auch im Falle eines Kirchenaustritts oder Konfessionswechsels!
Insbesondere für Säuglings- und Kindertaufen gilt: Sie eröffnet einen Glaubensweg, ersetzt aber nicht die spätere Auseinandersetzung mit dem Glauben und das eigene Bekenntnis. Deshalb betonen alle Kirchen, die Kinder taufen, die Bedeutung religiöser Bildung und der (evangelischen) Konfirmation sowie der (katholischen) Erstkommunion und Firmung. Hier findet dann die bewusste Entscheidung für den Glauben ihren Ausdruck.
Evangelische Landeskirchen
In den Evangelischen Landeskirchen wird die Taufe wie auch in anderen Konfessionen als Handlung gesehen, durch die Gott wirkt („Sakrament“). Sie markiert den Eintritt in die christliche Gemeinschaft und die Zugehörigkeit zur Kirche. Die Taufe hebt die grundlegende Trennung von Gott („Erbsünde“) auf und der Täufling wird als Kind Gottes geistlich „wiedergeboren“. Der Taufakt wird meist durch Besprengung oder Übergießen mit Wasser durchgeführt. Dazu spricht der Pfarrer oder die Pfarrerin die Taufformel: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Die Taufe findet in der Regel in der Kirche während eines Gottesdienstes statt. Sowohl Säuglinge als auch Erwachsene können getauft werden, wobei die Säuglingstaufe üblich ist. Dabei wird besonders deutlich: Die Annahme durch Gott hängt nicht am Willen und Können des Menschen, sondern an der Gnade Gottes. Es wird mindestens ein Pate benötigt, der Mitglied der Kirche ist und die christliche Erziehung des Kindes unterstützt.
Römisch-Katholische Kirche
In der Römisch-Katholischen Kirche ist die Taufe eines der sieben Sakramente und wird als notwendig für das Heil betrachtet. Sie bewirkt die Tilgung der Erbsünde und die Eingliederung in die Kirche. Der Taufritus umfasst neben der Besprengung mit Wasser auch verschiedene Segenshandlungen wie etwa das Salben mit Chrisam, einem geweihten Öl, und das Anzünden der Taufkerze.
Die Taufe findet in der Regel in der Kirche statt, kann aber auch in einem Krankenhaus oder Zuhause gemacht werden, falls erforderlich. Meist werden Säuglinge getauft, aber auch Erwachsene können durch den Katechumenat (Vorbereitung auf die Taufe) getauft werden. Mindestens ein Pate muss katholisch und gefirmt sein.
Theologisch und auch in der Durchführung gibt es zwischen der evangelischen und katholischen Kirche keine grundlegenden Unterschiede.
Orthodoxe Kirche
In den Orthodoxen Kirchen ist die Taufe ein Sakrament, das die Aufnahme in die Kirche und die Wiedergeburt in Christus bedeutet. Sie wird meist durch vollständiges Untertauchen (Immersion) des Täuflings in Wasser durchgeführt. So war es auch in der frühen Christenheit üblich. Die Täuflinge wurden bei ihrer Taufe ganz unter Wasser getaucht zum Zeichen für das „Begrabenwerden und Auferstehen mit Jesus Christus“. Die orthodoxe Taufe wird von der Myronsalbung (Chrismation) begleitet, bei der der Getaufte mit geweihtem Öl gesalbt wird.
Die Taufe findet oft in einer speziellen Taufkapelle oder einem Baptisterium statt. Üblicherweise werden Säuglinge getauft, aber auch Erwachsene können getauft werden. Der Pate muss orthodox sein und übernimmt eine wichtige Rolle in der geistlichen Erziehung des Täuflings.
Freikirchen
Die Praktiken und das Verständnis der Taufe variieren stark zwischen den verschiedenen Freikirchen. In vielen Freikirchen, wie den Baptisten, wird die Taufe als Glaubensbekenntnis verstanden, das nur Erwachsenen oder Jugendlichen vorbehalten ist, die eine bewusste Entscheidung für den Glauben getroffen haben. Die Taufe erfolgt durch vollständiges Untertauchen (Immersion). Die Taufe kann in einer Kirche, einem Fluss, See oder einem Taufbecken stattfinden.
Meist werden nur Erwachsene getauft, da die Taufe als bewusste Entscheidung des Glaubens gilt. Taufpaten sind nicht immer üblich; in einigen Gemeinden können Gemeindeälteste oder Mentoren die Rolle der Paten übernehmen. Methodisten und Brüdergemeinden taufen auch Kinder.
Nottaufe ohne Priester oder Pastor
Übrigens, wenn ein Mensch, besonders ein neugeborenes Kind, in Lebensgefahr ist, darf jeder Christ taufen. Voraussetzung ist natürlich, dass der Täufling bzw. die Eltern einverstanden sind. Auch in diesem Fall muss mit Wasser und auf den Namen des Dreieinigen Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) getauft werden. Diese „Nottaufe“ ist im Anschluss der zuständigen Kirchengemeinde anzuzeigen. Wenn der oder die Getaufte am Leben bleibt, wird die Nottaufe in einem Gemeindegottesdienst öffentlich bestätigt.